Ergänzung zu meinem Beitrag „Ukrainische Soldaten: Blutopfer für ‚unsere Freiheit’“
Hier in Ergänzung zu meinem Beitrag „Ukrainische Soldaten: Blutopfer für ‚unsere Freiheit‘“/13.9.22 ein besonnener Beitrag des deutschen Bundeswehr-Generalinspekteurs zu den aktuellen militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine: https://www.focus.de/politik/ausland/eberhard-zorn-bundeswehr-general-warnt-vor-zu-grosser-euphorie-ueber-ukrainische-militaer-erfolge_id_146622564.html. Welch ein Gegensatz zu der immer wieder aufflammenden Endsieg-Euphorie deutscher Medien und dem fanatischen Mehr-Waffen-Geschrei speziell der deutschen Grünen – eben Chickenhawks: Gestorben wird durch die Waffen ja von anderen und weit weg.
Ukrainische Soldaten: Blutopfer für „unsere Freiheit“?
Die von den Russen besetzten Gebiete der Ukraine, Donbass und Krim, belaufen sich auf ca. 74.000 qkm. Die Ukrainer haben bei ihrem jüngsten, von den deutschen Medien bejubelten und vom US-amerikanischen Geheimdienst unterstützten Vorstoß* ca. 2000 qkm zurück erobert. Bei dieser Aktion** beliefen sich ihre Verluste auf 2000 Gefallen (Angabe laut exxpress***).
Wenn dieser Aufwand an Gefallenen sich durchhalten würde, würde die Ukraine bis zur Erreichung ihres erklärten Kriegsziels – vollständige Rückeroberung des Donbass und der Krim, Fläche s.o. – mit 83.000 Gefallenen (!) zu rechnen haben: 74.000 Gefallene plus 9000 bisher schon zugegebene Gefallenen****. Das wäre ein beachtliches Opfer (Für was? Für „unsere Freiheit“*****? Und/oder für die die Ukraine beherrschenden Oligarchen?), über das die deutschen Chickenhawks***** einmal nachdenken sollten.
Damit ist zu vergleichen ist eine Truppenstärke vom 12.7.22 (Angabe Tagesspiegel*******): „Der in Schottland lehrende Militärexperte Philips O’Brien geht von einer ukrainischen Truppenstärke aus, die bei rund 500.000 liegt. Zu 80.000 ausgebildeten Soldaten und 400.000 teils ausgebildeten Soldaten kommen noch Freiwillige aus dem In- und Ausland. Verluste hat O’Brien in seine Zahl schon eingerechnet.“ (mehr …)
Gorbatschow – der Anti-Putin?
Am 3.9.22 titelt der SPIEGEL in seiner Ausgabe 36 „Michael Gorbatschow/DER ANTI-PUTIN/Das tragische Vermächtnis eines Weltverbesserers“. Mensch hat den Eindruck, der SPIEGEL wolle suggerieren, die jetzige Haltung Putins gegenüber dem übrigen Europa (Russland bis zum Ural gehört nach meiner Auffassung zu Europa) und dem „Westen“ sei immer schon feststehend und von Gorbatschow abweichend gewesen.
Fakt ist aber, dass die jetzige Verfeindung zwischen Russland und dem „Westen“ ihre Geschichte hat – und die nicht erst seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Gorbatschow hatte die Vision eines „gemeinsamen Hauses Europa“ unter Einschluss Russlands*. Die Realisierung dieser ausgesprochen vernünftigen Vision hätte zu einer erheblichen geopolitischen Stärkung Europas geführt.
Dass diese Vision schon im Keim konterkariert worden ist, ist nicht auf die „bösen Russen“ und den „bösen Putin“ zurück zu führen (Ich erinnere an den ersten Auftritt Putins vor dem Bundestag 2001: https://www.bundestag.de/parlament/geschichte/gastredner/putin/putin_wort-244966), sondern auf ein gegenläufiges geopolitisches Interesse der USA, die weder an einer Stärkung Russlands noch an einem starken unabhängigen geopolitischen Player und Konkurrenten Europa interessiert waren (und sind). (mehr …)
Vizekanzler Habeck: Anti-Diplomatie in Stammtischmanier
Ergänzung: Hier eine Rede von Sahra Wagenknecht gestern im Bundestag: https://www.youtube.com/watch?v=oRYkODSC-WU. Anmerkung meinerseits: Wenn Gazprom trotz deutscher Sanktionen enorme Gewinne einfährt, kann es ja mit der Wirksamkeit der deutschen Sanktionen und den Vorwürfen gegenüber Wagenknecht nicht weit her sein, sie sei wegen ihrer Forderung nach Aufhebung der Sanktionen eine Lobbyistin Russlands. Gazprom, Russland und Putin scheinen die „Lobbyarbeit“ nicht nötig zu haben.
Welcher Stilverfall mittlerweile im Umgang der deutschen Regierung mit Russland und der russischen Regierung eingetreten ist, zeigte der deutsche Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck (Stahlhelm-Habeck*) bei Maischberger am 6.9.22**. Er beschimpfte locker in Stammtischmanier Putin als „Diktator“, „Lügner“ und „Mörder“***.
Dazu einige bedauernde Worte zu den Toten des Ukraine-Kriegs. Dass die von Habeck als ja nicht unbedeutendem Regierungsmitglied und Grünem nicht nur mit getragenen, sondern fanatisch geforderten Waffenlieferungen**** zur Produktion dieser Toten (Ukrainer und Russen) beigetragen haben und fortlaufend beitragen, scheint für Habeck nur ein Randproblem zu sein.
Wie soll mit solchen Figuren eine doch notwendige Verhandlungslösung mit Russland möglich sein? Oder ist die gar nicht gewollt? Was dann? Russland ruinieren (Baerbock) und/oder ein Regimewechsel in Moskau? Sollte Habeck einmal darauf gesetzt haben, dürfte sich diese Hoffnung mittlerweile als unrealistisch erwiesen haben. (mehr …)
Nachtrag zu meiner Buchempfehlung in „Baerbock …“/2.9.22
Nachtrag 3.9.22: Ich empfehle das Buch „Imperium USA/Die skrupellose Weltmacht“, weil ich davon ausgehe, dass der Ukraine-Konflikt/-krieg in der Hauptsache eine geopolitische Auseinandersetzung zwischen den USA und Russland* um ökonomische und politische Einflusssphären ist (Siehe auch mein Beitrag: „Putin-Rede*: Globale Konkurrenz und Konfrontation – Warnung!“/24.2.22). Die Europäer – auch Deutschland mit seinen bellizistischen Spätgrünen** – haben in diesem Konflikt nur die Funktion von Hilfstruppen und nützlichen Idioten der USA.
Was die Spätgrünen und speziell Frau Baerbock anbetrifft, vermute ich, dass sie sich frühzeitig von Herrn Fischer den Rat geholt hat, sich außenpolitisch möglichst eng an die USA anzuschließen. Ich erinnere mich an die äußerst enge Freundschaft des damaligen grünen Außenministers Fischer mit Frau Albright (1997 – 2001 Außenministerin der USA: https://de.wikipedia.org/wiki/Madeleine_Albright) im Zuge der deutschen Beteiligung am völkerrechtswidrigen Kosovo-Krieg***. Diese ungute Freundschaft war damals für Deutschland nur deshalb folgen- und schadlos, weil die militärischen Kräfteverhältnisse klar waren und die Auseinandersetzung nach kurzer Zeit beendet war.
Weder sind die Kräfteverhältnisse beim Ukrainekrieg klar, noch wird dieser Krieg aller Wahrscheinlichkeit nach in kurzer Zeit beendet werden: Vor allem dann nicht, wenn er mit immer neuen Waffen gefüttert wird. Insofern sind die deutsche Kriegsbeteiligung, der Schulterschluss mit den geopolitischen Interessen der USA und das schon missionarische – auch militärische – globale Engagement Frau Baebocks und der Spätgrünen gegen „Autokratien“ (China steht u.a. auch auf der Agenda) auf dem besten Weg, Deutschland massiv zu schaden. Wie stellt sich Frau Baerbock eigentlich ihr Verhältnis als Außenministerin zu Russland vor, wenn dieses den Konflikt zu seinen Gunsten entscheidet und Putin immer noch an der Macht ist?**** (mehr …)
Baerbock: Egal, was meine Wähler_innen denken?
Ergänzung 4.9.22: Hier in einem aktuellen Interview Positionen von Sahra Wagenknecht, die ich nur unterstützen kann: https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100047784/sahra-wagenknecht-exklusiv-putin-lacht-sich-doch-tot-ueber-uns-.html
Egal, was meine Wähler_innen denken*? Höre ich da die Stimme einer demokratischen Autokratin? Gewählt und danach sind die Wähler_innen abgemeldet? Was ist das für eine verquere Amtsauffassung!
Wenn die „eigenen“ (?) Wähler_innen sie nicht mehr interessieren, wer dann? Der große Bruder jenseits des Atlantik**, der unter den Reaktionen Russlands auf die Baerbocksche Sanktionitis nicht zu leiden hat, sondern sich über die Schwächung von geopolitischen Konkurrenten (Russland, aber auch Europa) und neue Energiegeschäfte eher freuen dürfte?
Frau Baerbock hat gesagt, was sie denkt – und leider auch tut. Der nachträgliche Versuch ihres Ministeriums, die Aussage durch Hinweis auf Manipulation (aus dem Kontext herausgerissen, Fake-News, prorussische Desinformation) zu relativieren, ist durch nichts gerechtfertigt (siehe die unten genannten Spiegel- und youtube-Link-Beiträge).
Abschließend pro domo: Ich habe frühzeitig vor dieser späten Verwalterin der grünen Farbe gewarnt. Siehe mein Beitrag „Grüne Kanzlerkandidatin Baerbock: Ein Neuanfang für das Land?*“/9.5.21 und „Baerbock als Außenministerin – ein Sicherheitsrisiko?“/30.11.21. (mehr …)
Kanzler Scholz: Ein neues Luftverteidigungssystem für Europa?
Hanebüchen: Kanzler Scholz fordert ein neues Luftverteidigungssystem für Europa https://www.focus.de/politik/deutschland/rede-in-prag-scholz-will-neues-luftverteidigungssystem-fuer-europa_id_137449506.html. Was ist daran hanebüchen?
– Es wird nahe gelegt, dass NATO-Europa – durch Russland, durch China? – bedroht sei, was ich für eine manipulative Feindbildsuggestion halte: Siehe dazu mein Beitrag „Einmarsch Russlands in die Ukraine: Ist die Sicherheit Europas und der BRD in Gefahr?“/25.2.22.
– Es wird unterstellt, dass ein solches Luftverteidigungssystem wirklich das eigene Territorium schützen könne. Das ist eine gefährliche Illusion: Siehe dazu noch einmal mein Beitrag „Recht auf Selbstverteidigung?“/12.4.22.
– Eine solche gefährliche Illusion senkt die Schwelle zur eigenen Kriegsteilnahme und -bereitschaft und könnte mit einiger Plausibilität als Bedrohung, wenn nicht sogar als Kriegsvorbereitung interpretiert werden. Damit würde die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung mit nicht absehbaren destruktiven Folgen für Deutschland und Europa verschärft.
Ich frage mich angesichts solcher hanebüchener Vorschläge, was einen Scholz eigentlich treibt? Größenwahn? Kriegsvorbereitung? Oder will er nur den amerikanischen und/oder europäischen militärisch-industriellen Komplex mit Unsummen päppeln? (mehr …)
Wichtiger Hinweis: Antikriegstag am 1. September auf dem Wittener Rathausplatz um 17 Uhr
„Witten: DBG lädt zum Antikriegstag auf dem Rathausplatz ein“: https://www.waz.de/staedte/witten/witten-dgb-laedt-zum-antikriegstag-auf-den-rathausplatz-id236261053.html (WAZ-Online 28.8.22) und web_antikriegstag-2022_witten und Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes -DGB- zum Antikriegstag 2022-1.
„Vaterlandsverteidigung“: Parallelen?
Ich habe in meinem Beitrag „Mit Patriotismus in die Katastrophe?“/16.8.22 Parallelen zur aktuellen Situation im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg nahe gelegt. In einer Hinsicht gibt es aber mit Sicherheit keine Parallele. Im Unterschied zum Ersten Weltkrieg, dessen Unterstützung durch die SPD ganz entscheidend durch den Glauben an die Notwendigkeit einer „Vaterlandsverteidigung“ motiviert war*, wäre allein der Gedanke an eine „Vaterlandsverteidigung“ Deutschlands angesichts der waffentechnischen Entwicklung (Atomwaffen, chemische und biologische Waffen) und der destruktiven Dimensionen eines modernen Krieges absurd.
Die SPD hatte nach 1914 vier Jahre Zeit (allerdings mit großen Opfern und großem Leid verbunden), ihre anfängliche Kriegseuphorie als das zu erkennen, was sie war: eine durch Kriegstreiber manipulierte Illusion. So viel Zeit würde bei einem modernen Krieg nicht bleiben. Bei einer militärischen „Vaterlandsverteidigung“ würde nach allen vorliegenden Erkenntnissen nach kurzer Zeit wahrscheinlich nur noch ein verwüstetes und nicht mehr lebenswertes „Vaterland“ übrig bleiben**.
Defätismus***? Nein, sondern schlichtes Kosten-Nutzen-Kalkül: Die Kosten der „Vaterlandsverteidigung“ wären zu hoch. Insofern ist die mit einer „Verteidigung“ Deutschlands und einer fragwürdigen „Abschreckung“ begründete aktuelle Aufrüstung (100 Milliarden, die an anderer Stelle dringend gebraucht würden) auch ein gefährlicher Unsinn. (mehr …)
Eurofighter für „Werteverbündete“?
Neueste Variante der Militarisierung deutscher Außenpolitik: Eurofighter für „Werteverbündete“ nach Singapur wegen des neuen erweiterten strategischen Konzepts der NATO*. Jetzt werden die Dinge also langsam deutlicher.
„Werteverbündete“? Wann werden dann die Eurofighter in weltweiter demokratischer deutscher und NATO-Mission nach Saudi-Arabien, Katar oder gar Ägypten etc. (die Aufzählung nicht „werteverbündeter“, aber „befreundeter“ Staaten ließe sich lange fortsetzen) entsandt, um die dortigen autokratischen Regime für „Demokratie“ und „Freiheit“ auf Kurs zu bringen? Werden sie nicht? Warum wohl**?
Der äußerst selektive Bezug auf „Werte“ nach jeweiligen geostrategischen Interessen*** (in erster Linie der USA) macht deutlich, dass es sich bei den vorgeschobenen „Werten“ nur um haltloses – und gefährliches**** – Geschwafel handelt.
Noch weitaus gefährlicher sind natürlich die mit diesem Geschwafel verbundenen Handlungen. Haben wir es dabei schon mit Kriegsvorbereitungen zu tun?
Wie ideologisch vernagelt und untertänig bündnistreu muss mensch sein, um das Risiko eines militärischen Konflikts mit China unter deutscher Beteiligung nicht zu scheuen? (mehr …)