Corona/Klimaschutz: Sich selbst vergessen?
Auf der facebook-Seite des bürgerforums finde ich folgenden Beitrag des 1. Vorsitzenden des bürgerforums und Ratsmitglieds Harald Kahl:
„Cui bono? Wem nützt es❓“ fragt Harald Kahl.
„Niemandem. Keiner profitiert davon, keine Zocker oder Banken oder Global Player. So ist auch die Suche nach den Verursachern oder sogar Initiatoren Quatsch. Verschwörungstheoretiker sind blamiert. Allerdings ist erstaunlich, dass diese erfolgreiche enge Verzahnung von Wissenschaft und Politik, begleitet von den Medien, schon jetzt zeigt, welch radikale Maßnahmen hier möglich sind“ ist er erstaunt.
„Das lässt mich phantasieren und hoffen, dass doch in einer sicherlich noch radikal schlimmeren Frage, der Klimaerwärmung, eines Tages dasselbe Bündnis von Wissenschaft, Politik und Medien möglich sein wird. Flugzeuge am Boden, Einschränkung des Tourismus, weniger PKW-Verkehr, das alles nützt jetzt schon dem Klima. Wenn doch nur die Politik auch in der Klimafrage auf die Wissenschaft hören würde und bereit wäre, radikaler den CO² – Ausstoß zu mindern!“ ?
Ich stutze: An wen richtet sich der Appell des letzten Satzes? An ihn selbst? Denn Herr Kahl ist Politiker. Er ist schließlich Vorsitzender einer Wählergemeinschaft und Mitglied des Rates der Stadt Witten. Wie wäre es denn, wenn er „auch in der Klimafrage auf die Wissenschaft hören würde“, entsprechende politische Initiativen entwickeln und konkrete Vorschläge machen würde, in Witten „radikaler* den CO2-Ausstoß zu mindern!“?
*Zur fehlenden Radikalität siehe mein Beitrag: „Klimanotstand: Der Berg kreißte und gebar – bisher – ein Mäuslein„/12.3.2020
Corona: Sorgen und Sorgen
Am 31.3.20 positioniert sich Herr Strautz, (2.!) Vorsitzender des bürgerforums und Bürgermeisterkandidat, in der WAZ mit einem Leserbrief.
Hauptaussage: Das bürgerforum zahlt für eine Veranstaltung, die ausgefallen ist. Ist dieses bedeutende Ereignis mitteilenswert? Wohl kaum: Die Zahlung ist doch wohl selbstverständlich, weil die Veranstaltung vom Veranstalter wegen Corona abgesagt worden ist und die Kosten problemlos aus der durch Beiträge wohl gefüllten Kasse der Wählergemeinschaft aufgebracht werden können.
Was hat unser Vorsitzender und Kandidat sonst noch zu bieten? Spenden an die Werkstadt? Die werden die aktuellen finanziellen und strukturellen Problem der Werkstadt kaum lösen können. Büchereiausweise? Die Stadtbücherei wird – noch – stabil aus dem Budget des Kulturforums und u.a. den Beiträgen für Leseausweise finanziert, ob diese nun genutzt werden oder nicht. Und Bierchen, wo auch immer? Das grenzt schon an Zynismus.
Mensch Strautz, die Coronakrise ist doch kein Kulturschock, sondern real: Die Leute sterben, das medizinische System steht unter Stress, und es mangelt bei der medizinischen und anderweitigen Versorgung an allen Ecken und Enden. Wie wäre es denn, wenn das bürgerforum eine relevanten Teil seiner in der Kasse aufgehäuften Gelder ganz ohne Tamtam für die Verbesserung der mangelnden Versorgung spenden würde – zum Beispiel für den Malteser Hilfsdienst oder Misereor*?
Das wäre dann vielleicht echtes Füreinander-da-sein statt des im Leserbrief vorgetragenen Firlefanzes.
*Malteser Hilfsdienst: https://www.malteser.de/ , Misereor: https://www.misereor.de/spenden/spendenaufrufe/corona
Corona: Verharmlosung steigert die Gefährdung!
Natürlich wünscht sich jede/r, dass mensch die Pandemie COVID-19 möglichst schnell in den Griff bekommt. Der einzige Weg dahin sind effektive Gegenmaßnahmen – im besten Fall ein Gegenmittel qua Impfung, sonst schützende Verhaltensweisen, so unbequem diese auch sein mögen. Was gar nicht geht, ist der Umgang mit der Unbequemlichkeit der Herausforderung durch Verharmlosung, weil dadurch nicht nur die Verharmloser, sondern auch Andere gefährdet werden.
Leider ist die Neigung zur Verharmlosung durchaus verbreitet – mit möglicherweise fatalen Folgen. Um so schlimmer, wenn diese Neigung durch Ärzte unterstützt wird. Zurückliegendes prominentes Beispiel für ein solches ärztliches Fehlverhalten: die Positionierung von Lungenärzten im Zusammenhang des Dieselskandals. Neueste Beispiele bei COVD-19: Dr. Wolfgang Wodarg* u.a.. Hier eine Richtigstellung einiger scheinbar plausibler Argumente der Verharmloser und eine Gegenposition:
→ Spiegel Wissenschaft 20.3.20: „Die gefährlichen Falschinformationen des Wolfgang Wodarg“ https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-die-gefaehrlichen-falschinformationen-des-wolfgang-wodarg-a-f74bc73b-aac5-469e-a4e4-2ebe7aa6c270
→ Süddeutsche Zeitung 24.3.20: „Zu schön, um wahr zu sein“ https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/coronavirus-internet-fake-news-1.4854880
Meine grundsätzliche Position dazu: Gründliche Vorsorge halte ich für besser als Nachsorge von – Toten. Das sollte bei der Bekämpfung von COVID-19 wie auch in vielen anderen Fällen gelten.
*WikipediA: Dr. Wolfgang Wodarg/PandemieCOVID-19 WikipediA Dr. Wolfgang Wodarg COVID-19
Corona: Bussgeldkatalog des Landes NRW
Am 25.3.20 berichtet WAZ-Online, dass es zehn Verstöße gegen das Kontaktverbot in Witten gegeben habe: Corona_ Zehn Verstöße gegen Kontaktverbot in Witten. Hier zur Information und Warnung der Bussgeldkatalog des Landes NRW gegen Verstöße gegen die Coronaschutzverordnung: 200323_bussgeldkatalog_zur_rechtsverordnung_22.03.2020
Corona: Nicht so gemeint?
Auf der facebook-Seite des bürgerforums fand ich folgenden Beitrag des Fraktionsvorsitzenden der Fraktion bürgerforum Dr. Kurt Martin Schmelzer:
„Fraktionsvorsitzender fordert sachlichen Umgang mit Corona-Situation❗
„Heute ist es mir letztlich doch gelungen, eine Patientin mit Tuberkulose und HIV-Verdacht auf einer Infektionsstation in Bochum unterzubringen, da alle wie paralysiert sind von der Corona-Welle. Ich befürchte, dass die Patienten mit den ,normalen‘ Krankheiten darunter leiden könnten, dass man sich nun so sehr auf eine Krankheit fokussiert“, findet Kurt-Martin Schmelzer. „Wir brauchen jetzt einen ruhigen, konzentrierten und kontrollierten Umgang mit dieser komplizierten Situation. Und wir brauchen verantwortungsvolles Verhalten der gesamten Bevölkerung. Wir sind nicht nur für Andere verantwortlich, sondern unser eigenes Schicksal hängt von unserer kollektiven Umsicht ab.“ ?“
Ich frage mich, was uns Dr. Schmelzer mit diesem Beitrag sagen will?
Dass das Gesundheitssystem durch COVID-19 unter Stress steht, sollte sich mittlerweile herum gesprochen haben. Dieser Stress kann natürlich zu Engpässen bei der Behandlung anderer Krankheiten führen. Dass die Corona-Pandemie (Pandemie: sich weit ausbreitende, ganze Landstriche, Länder erfassende Seuche; Epidemie großen Ausmaßes) im Fokus steht, ist angesichts der Dimensionen (die „Welle“ in Deutschland beginnt ja erst) für mich – als mögliches Opfer – verständlich.
Aber was hat Dr. Schmelzer sich wohl bei der Äußerung gedacht, dass wir nicht nur für Andere verantwortlich seien, sondern dass unser eigenes Schicksal von unserer kollektiven Umsicht abhänge? Das gilt doch wohl unverbindlich allgemein und ist in Bezug auf die aktuelle Corona-Pandemie vollkommen inhaltsleer.
Wie soll denn ein „sachlicher Umgang“ mit der „Corona-Situation“ genau aussehen? Nicht „fokussieren“ und italienische Verhältnisse riskieren? Ich hoffe, dass der Arzt Dr. Schmelzer auch nicht entfernt den „ruhigen, konzentrierten und kontrollierten Umgang“ mit COVID-19 so gemeint hat.
Corona: Aktuelle Informationen
Ergänzung 24.3.20, 14.30 Uhr: Hier eine instruktive Information zum Thema Coronavirus (Verlauf, Stand, Prognosen, Gegenmaßnahmen) von Udo Fischer (fischer’s Lagerhaus): https://tb948bd98.emailsys1a.net/c/198/2712143/290/0/489909/40955/205345/8b4baa9076.html
Hier die Verordnung des Landes NRW zum Schutz vor dem Coronavirus vom 22.3.20:
→ Coronavirus NRW Verordnung zum Schutz 22.3.20
Weitere aktuelle Informationen zu Maßnahmen in Witten sind laufend auf der Website der Stadt Witten zu finden:
→ Website der Stadt Witten: https://www.witten.de/willkommen-in-witten
Als Anregung auch für die Stadt Witten eine Information für Migrant_innen/Flüchtlinge der Südtiroler Landesverwaltung:
→ Südtiroler Landesverwaltung Bevölkerungsschutz
Schließlich sind auch in Witten Migrant_innen/Flüchtlinge durch Corona gefährdet – und gefährden bei falschem Verhalten möglicherweise andere.
Corona: Lange Leitung?
Die Gefahr, die vom Corona-Virus ausgeht, müsste spätestens seit Wuhan, Italien etc. bekannt sein. Auch die Strategie gegen das Virus dürfte bekannt sein: Solange keine wirksamen Gegenmittel (Impfstoff) vorhanden sind, gilt es, die Ausbreitungsgeschwindigkeit durch Einschränkung von sozialen Kontakten zu verhindern.
Wer gestern durch Wittens Innenstadt ging, hatte allerdings den Eindruck, dass Gefahr und Gegenstrategie (abgesehen von Hamsterkäufen) nur sehr begrenzt angekommen waren. Eine lange Leitung in diesem Fall ist aber gefährlich – für die Einzelnen potentiell Betroffenen und für andere, die möglicherweise fahrlässig angesteckt werden*.
Übrigens „lange Leitung“: Erst gestern hat die Verwaltungsspitze (Verwaltungsvorstand: Bürgermeisterin und Dezernenten) anstehende Ausschusssitzungen und eine Ratssitzung abgesagt (AWSF am 17.3., ASU am 19.3., HFA am 23.3., Rat am 31.3. und ESW am 7.4.**). Eine dieser Ausschusssitzungen sollte gestern stattfinden. Also erfolgte die Absage am selben Tag kurz vor der ersten geplanten Ausschusssitzung (AWSF um 17 Uhr).
Die späte Absage lässt mich vermuten, dass Folgendes am Dienstag vorausgegangen war: Bei der Sitzung des Verwaltungsvorstands war der Kreis anwesend und hat Druck gemacht, sonst wären die Sitzungen nicht abgesagt worden und die „Allgemeinverfügung zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten bei Menschen“: Allgemeinverfügung noch immer nicht in der Welt. Darauf deutet die Kurzfristigkeit der Absage hin. (mehr …)
Schlechte Maximen …?
Schlechte Maximen des Personals einer öffentlichen Verwaltung:
– Ich lass‘ mir doch mein genau definiertes Arbeitsgebiet nicht nehmen. Der Tellerrand ist die Grenze meiner Welt.
– Ich lass‘ mir doch nicht nehmen, über meinen Arbeitsstil und meine Arbeitsintensität allein selbst zu bestimmen. Was immer so gemacht wurde, wird auch weiter so gemacht.
– Ich lass‘ mir doch meinen pünktlichen Dienstschluss nicht nehmen, komme, was wolle.
– Ich lass‘ mir doch meine Geburtstagsfeier und die Feiern anderer während der Dienstzeit nicht nehmen.
– Ich lass‘ mir doch mein geplantes Krankfeiern nicht nehmen.
– Ich lass‘ mir doch nicht nehmen, dass für Fehler immer die anderen verantwortlich sind.
Preisfrage an die Nutzer des öffentlichen Dienstleistungsunternehmens Wittener Stadtverwaltung*: Welche Maximen herrschen in der Wittener Stadtverwaltung vor? Schlechte oder gute? Die guten wären die Umkehrung der schlechten. (mehr …)
Klimaschutz: Eine semantische Unklarheit mit Folgen
In der Folge meines Beitrags „Klimanotstand: PR-Aktionen helfen nicht“/12.3.20 eine paar Worte zu einer semantischen Unklarheit bei der Rede über den „Klimaschutz“.
Das Wort Klimaschutz wird häufig verwandt für Maßnahmen, die vor den schädlichen Folgen der Klimakrise schützen sollen: also für Symptombekämpfung.. Ich bezeichne diese Maßnahmen als Defensivmaßnahmen (z.B. Infrastrukturinvestitionen in den Ausbau der Kapazität von Abwasserkanälen etc.).
Das Wort wird aber auch verwandt für Maßnahmen, die das Klima schützen, also eine weitere Erderwärmung durch Minderung des CO2-Ausstoßes dämpfen und/oder verhindern sollen: also für Ursachenbekämpfung und Therapie der Krise. Diese Maßnahmen können als therapeutische bezeichnet werden.
Trotz Identität des Wortes geht es um zwei unterschiedliche Ansätze des Schutzes.
Im ersten Fall wird die Klimakrise als Prozess vorausgesetzt. Es geht – nur – um Begrenzung der durch die Krise verursachten Schäden. Im zweiten Fall wird gründlicher angesetzt.
Selbstverständlich sind beide Ansätze wichtig, allerdings sollte aus meiner Sicht die Bekämpfung der Ursachen Priorität haben. Das hätte dann folgerichtig Auswirkungen auf die Priorisierung von Maßnahmen und die Verwendung knapper finazieller Mittel.
Klimanotstand: PR-Aktionen helfen nicht
Ein Apfelbäumchen für den Klimaschutz (Ich verweise auf meinen Beitrag „Klimanotstand: Der Berg kreißte und gebar – bisher – ein Mäuslein“/11.3.20: WAZ-Online am 10.3.20: „Witten: Stadt pflanzt ein Bäumchen für den Klimaschutz“ Witten_ Stadt pflanzt ein Bäumchen für den Klimaschutz)? Was verbirgt sich hinter dieser ziemlich verunglückten PR-Aktion für die Bürgermeisterin?
Tatsächlich handelt es sich bei den aufgeführten Maßnahmen in der Hauptsache um Defensivmaßnahmen im Entwässerungsbereich (Kamperbach, Wannenbach, Pferdebach), die schon seit langem laufen oder geplant sind und direkt nichts zur Bekämpfung der Klimakrise (CO2-Minderung) beitragen.
Ausnahme: Die mögliche Beantragung durch Hausbesitzer_innen von Zuschüssen für die Begrünung ihrer Dächer und Fassaden und/oder die Entsiegelung ihrer Höfen.
Dazu aber zwei Anmerkungen: Erstens ist die finanziell belastbare Summe – vor allem unter Berücksichtigung der wahrscheinlich finanzintensiven Defensivmaßnahmen – dann doch relativ knapp (hohe sechstellige oder evtl. siebenstellige Summe für Witten?), um eine relevante Wirkung zu erzielen, und zweitens müsste das Zuschussangebot an Hausbesitzer mit einem aufsuchenden Konzept (wieder: Konzept!!) der Verwaltung verbunden werden, wenn es nicht wirkungslos versickern soll.