Apropos „Widerspruch“
Beiläufig fiel mir gestern beim Joggen ein: Was spricht eigentlich dagegen, der Mehrheit „seiner“ Fraktion (oder politischen Organisation) zu widersprechen, wenn es der eigenen Überzeugung und politisch für richtig erachteten Position entspricht? Der begründete Widerspruch ist bekanntlich der Springquell kollektiven Lernens. Es gab einmal Parteien in Deutschland, für die galt: „Die Partei, die Partei hat immer recht“. Widerspruch wurde härtestens verfolgt und geahndet. Wohin das geführt hat? Zu Sklerose, Denkverboten, katastrophalen politischen Fehlentscheidungen und – zum Untergang. Also?
Widerspruch zu meiner eigenen Fraktion?
Es ist schon manchmal ein Leid mit der Presse. Statt meinen Leserbrief in der Angelegenheit „Ersatzpflanzungen mit Obstbäumen“ (siehe dazu mein Beitrag „Falsches Sparen wäre fatal„/13.8.16) unverändert abzudrucken – es kann doch eigentlich nicht so schwer sein! – , wird dieser in der WAZ vom 15.8.16 „umgearbeitet“. Heraus kommt die geniale Überschrift „Riepe widerspricht seiner eigenen Fraktion“. Dazu drei Anmerkungen:
1. Die Fraktion* bürgerforum, bestehend aus 7 Mitgliedern, ist meines Wissens nicht mein Eigentum. 2. Die Forderung, alle kranken und zu fällenden Eschen durch „Obstbäume“ zu ersetzen, ist zu keinem Zeitpunkt in der Fraktion beraten worden. Insofern konnte ich auch nicht der Fraktion widersprechen. 3. Ich sehe es nicht als meinen Wählerauftrag an, Wittener Straßen mit vor sich hin faulendem Fallobst zu beglücken. Deshalb fragt die Anfrage (siehe dazu mein Beitrag „Sorge um den Baumbestand in Witten?„/11.8.16), um die es eigentlich ging, bewusst nicht allgemein nach möglichen Ersatzpflanzungen für die zu fällenden Eschen mit „Obstbäumen“, sondern mit fruchtragenden Bäumen in Parks und Grünanlagen.
Die Verwaltung hat jetzt dankenswerterweise ausführlich geantwortet und die Möglichkeit von Ersatzpflanzungen mit fruchttragenden Bäumen in Parks und Grünanlagen skizziert:
→ Antwort der Verwaltung auf die Anfrage des bürgerforums zu den kranken Eschen und möglichen Ersatzpflanzungen: Fällen von Eschen Fällen von Eschen (mehr …)
Falsches Sparen wäre fatal
Wie mir zu Ohren gekommen ist, ist die Finanzierung von adäquaten Ersatzpflanzungen für die kranken Eschen nicht gesichert. Keine oder eine Billiglösung bei den Ersatzpflanzungen wäre aber ein Schande für die Stadt. Pikanterweise ist der Kämmerer (qua Zuständigkeit für das Grünflächenamt) für die Maßnahme zuständig. Ich hoffe, dass er sich am Riemen reißt. Wie im Leserbrief (den ich heute an die WAZ geschickt habe) formuliert: Falsches Sparen an dieser Stelle würde dem Klimaschutzkonzept der Stadt und einer nachhaltigen Stadtentwicklung erheblichen Schaden zufügen.
„Leserbrief (mit der Bitte um Veröffentlichung)
Bei der Sorge um die Ersatzpflanzungen für die 75 kranken Eschen zielt der Vorschlag einer Ersatzpflanzung von Obstbäumen aus meiner Sicht bis auf wenige denkbare Ausnahmen in Parks und Grünanlagen in die falsche Richtung. Richtig und wichtig wäre dagegen der möglichst schnelle und vollständige Ausgleich des Verlustes durch die Ersatzpflanzung von ökologisch wertigen Baumarten nicht nur zur Erhaltung des Stadtbildes, sondern auch für den Klimaschutz. Dafür sollte die Bereitstellung entsprechender Haushaltsmittel eigentlich selbstverständlich sein. Falsches Sparen an dieser Stelle würde dem Klimaschutzkonzept der Stadt und einer nachhaltigen Stadtentwicklung erheblichen Schaden zufügen.
Klaus Riepe
Beethovenstr. 25
58452 Witten
13.8.16″
Sorge um den Baumbestand in Witten?
Am 11.8.16 schreibt die WAZ auf der Basis einer Pressemitteilung des bürgerforums, das bürgerforum würde sich Sorge um den Baumbestand in Witten machen. Es schlage Obstbäume für die zu fällenden 75 kranken Eschen vor. Eine öffentliche Diskussion sei von Seiten der Fraktion bürgerforum erwünscht.
Dazu möchte ich feststellen:
– Die Pressemitteilung ist nicht mit mir abgesprochen.
– Hintergund der Pressemitteilung ist eine von mir unterzeichnete Anfrage (s.u.*), auf die noch keine Antwort vorliegt.
– Zur Sorge um „den Baumbestand in Witten“ besteht aus meiner Sicht kein Anlass. Bekanntlich sind Ersatzpflanzungen vorgesehen. Ich gehe davon aus, dass diese in sinnvoller Weise mit ökologisch wertigen Bäumen auch vorgenommen werden.
– Was die Frage der Obstbäume betrifft, geht es mir nicht um einen generellen Ersatz der kranken Eschen durch Obstbäume unabhängig vom Standort, sondern um Ersatzpflanzungen an Orten (Parks und Grünanlagen), wo die Anpflanzung von Obstbäumen möglicherweise unproblematisch ist.
– Darüber hinaus ist mir unklar, worüber zum gegenwärtigen Zeitpunkt öffentlich diskutiert werden soll: Eine Antwort auf die Anfrage (s.u.*) liegt mir wie gesagt noch nicht vor. (mehr …)