Hitze und Stadtentwicklung
In der ZDF-Mediathek fiel mir folgender 2minütiger Beitrag (30.7.18) auf:
→ ZDF-Mediathek/Rubrik: Die Hitze und ihre Folgen/Beitrag: Hitzestau in den Städten.
In dem Beitrag kommt die Essener Baudezernentin Simone Raskob zu Wort und erläutert ihr Programm u.a. der Stadtbegrünung, Schaffung von Frischluftschneisen und Baumpflanzungen. Derartige konsequente Schwerpunktsetzungen in der Stadtentwicklung und -planung scheinen also möglich zu sein, wenn sie von Verwaltung und Politik gewollt sind. Daraus könnten und sollten andere Städte – insbesondere auch Witten – bezüglich des Umgangs mit Frischluftschneisen (Beispiel: Stockum), grünen Inseln (Beispiel: Karl-Marx-Platz), Baumpflanzungen (Beispiel: Nordstraße) etc. lernen.
Gierschlünder
Zitat aus WAZ 23.7.18: „Grünes soll Städte in NRW in der Hitze des Sommers abkühlen“:
„Dabei konkurrieren aber Umwelt- mit Wirtschaftsinteressen: In nahezu jeder Revier-Stadt beklagen Unternehmen eine Gewerbeflächennot. Beim ersten Gipfeltreffen der Industrie- und Handelskammern mit dieser Redaktion warnten die Verantwortlichen, die derzeitigen Reserven reichten nur noch für rund elf Jahre. Das NRW-Umweltministerium hat die Sorge aufgenommen: Um dem Bedarf gerecht zu werden, wird derzeit eine Art Zertifikatehandel für Flächen geprüft. Städte, die ein bestimmtes Kontingent überschreiten, könnten anderswo Areale zukaufen. Das sei ein mögliches Instrument, um den Flächenverbrauch zu reduzieren, hieß es dazu aus dem Ministerium. In NRW liegt dieser bei täglich rund 20 Fußballfeldern.“
Siehe zur sog. Gewerbeflächennot mein Beitrag „Zerstörung der regionalen Grünzüge in Stockum und Heven: Kein Problem?“/20.11.14.
Apropos Hitze 2
Zitat aus WAZ/23.7.18: „Grünes soll Städte in NRW in der Hitze des Sommers abkühlen“:
„Meteorologen veröffentlichen für diese Woche eine Hitzewarnung für das Ruhrgebiet. Stadtplaner und Klimaexperten werben für Renaturierungen
Mit Rekordtemperaturen von über 36 Grad gerät das Ruhrgebiet in dieser Woche ins Schwitzen: Den Revierbürgern stehen in diesem besonders trockenen Sommer nun die bisher heißesten Tage des Jahres ins Haus.
Um in den Städten angesichts solch extremer Witterungen langfristig für Abkühlung zu sorgen, mahnen Klimaexperten und Raumplaner zum konsequenten Erhalt von Grünflächen und Frischluftschneisen. „Je geringer der Anteil von Grün und Wasser in einem Gebiet, umso mehr Wärme wird gespeichert“, zeigt Oscar Reutter vom renommierten Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie eine einfache Gleichung auf. Besonders zusammenhängende Grünflächen seien wichtig, um kühle Luft in die Innenstädte zu bringen.
‚Grün- und Wasserflächen wieder stärken‘
Das Ruhrgebiet gehört zu den am dichtesten besiedelten Regionen des Landes. Rund ein Viertel der Fläche Nordrhein-Westfalens ist bebaut, im Ruhrgebiet sind es knapp 40 Prozent. Wie aus dem Umweltbericht des Regionalverbandes Ruhr hervorgeht, sind allein in den Jahren 1997 bis 2007 Tag für Tag neue Siedlungs- und Verkehrsflächen mit einer Gesamtgröße von über zwei Hektar versiegelt worden.“
Apropos Hitze
Diesen instruktiven Artikel fand ich im vorletzten Spiegel (2018, Nr. 29). Für Witten heißt das: Speziell die Innenstadt wird in den nächsten Jahren mit noch zunehmender Hitze und Hitzeinseln (u.a. mit den entsprechenden Gefahren für die Gesundheit) zu rechnen haben. Deshalb ist Vorsorge dringend nötig. Dazu gehören auch (mehr) Grün und Bäume in der Innenstadt, aber auch – s. Stockum – Frischluftschneisen und das Intakthalten regionaler Grünzüge.
→ Spiegel 2018, Nr. 29: Heißzeit Spiegel 2018 Nr. 29 Heißzeit
Gewerbeflächen Stockum: Lassen wir uns unsere lebenswerte Zukunft nicht kaputt machen!
Aus der WAZ: „Der ‚1. Stockumer Stammtisch gegen die Bebauung des Vöckenbergs‘ trifft sich Dienstag, 24. Juli, 19 Uhr in den Räumen des Bürgerschützenvereins Stockum, Gerdesstr. 23, Kontakt: Tel. 0177 197 3367, protest@stockum.de.
Am 17.7.18 berichtet die WAZ: „RVR stellt Weichen für Gewerbegebiet in Stockum“:
→ WAZ 17.7.18: RVR stellt Weichen für Gewerbegebiet
Jetzt hat also der RVR (Regionalverband Ruhr) die Stockumer Flächen* (regionaler Grünzug) im Rahmen der Regionalplanung zum Abschuss frei gegeben (Zitat WAZ: „Rechtskräftig wird der Regionalplan Ruhrgebiet nicht vor Mitte 2020“, also in ca. 2 Jahren). So weit, so schlecht. Wie kann es nun weiter gehen, wenn der Abschuss noch verhindert werden soll?
Der Planungsdezernent des RVR Herr Tönnes** stellt richtigerweise fest, dass er nicht „einfach in die kommunale Planungshoheit eingreifen“ könne. „Vor einer späteren Umsetzung müsse die Stadt Witten ohnehin selbst ihren Flächennutzungsplan ändern und mit einem Bebauungsplan Baurecht schaffen.“ (Zitate WAZ).
Zur Änderung des Flächennutzungsplans und zu einem Bebauungsplan bedarf es einer Verwaltungsvorlage und einer Entscheidung des Rates (auch eines Ausschusses!). In einem ersten Schritt kann also vor Erstellung einer Verwaltungsvorlage diese durch Vorfeldwiderstand verhindert werden.
Sollte es zu einer Vorlage kommen, ginge es darum, diese durch eine entsprechende Mehrheit abzulehnen.
Wäre dies nicht erfolgreich, könnte das stärkste Mittel zu einer Verhinderung greifen: ein Bürgerbegehren/Bürgerentscheid. (mehr …)
Beschämend?
In einem Leserbrief in der WAZ vom 2. Juli 2018: „Beschämend“ schreibt Peter Wagner „Es ist schon beschämend, dass die Stadtverwaltung nach so vielen Monaten noch keine Antwort gegeben hat“. Die Bemerkung bezieht sich auf einen Artikel der WAZ vom 29.6.18 „Junge Union will Frühwarnsystem für Naturfreibad in Witten“
→ WAZ 29.6.18: Junge Union will Frühwarnsystem für N_
Abgesehen davon, dass Peter Wagner Recht hat, wenn er fragt: „Auf der anderen Seite frage ich mich, ob es für die CDU nicht viel dringender zu lösende Probleme als ein Naturfreibad gibt“, möchte ich einmal die Verwaltung in Schutz nehmen. Denn tatsächlich hat die Verwaltung zu der Angelegenheit schon längst Stellung genommen.
Vielleicht gibt es ja zwischen der CDU-Fraktion und der Jungen Union Kommunikationsprobleme, oder die Junge Union hat die Stellungnahme falsch interpretiert, jedenfalls liegt eine Stellungnahme der Verwaltung seit dem 26.1.18 vor. Aus meiner Sicht bedeutet die Stellungnahme das endgültige Aus für das Projekt. Ob leider oder nicht leider, darüber kann mensch streiten, ändert aber nichts an der Sache.
Hier die Stellungnahme: Mitteilung der Verwaltung, 26.01.2018
„Kante“ als Leitlinie leider beschlossen
Ergänzung 24.6.18*
Am 21.6.18 hat der ASU mit großer Mehrheit der Vorlage „839/Karl-Marx-Platz“ zugestimmt. Ich sah mich leider gezwungen, die Vorlage und die Folgevorlage zum Verkauf der Grundstücke abzulehnen. Die Gründe finden sich schon in meinem Beitrag „Geplante Bebauung gegenüber dem Karl-Marx-Platz: Die grüne Insel muss erhalten bleiben!“/8.6.18 und in meinem Redebeitrag, weil die Vorlage ein Junktim zwischen der auch von mir begrüßten Leitlinie für die Umgestaltung des eigentlichen Platzes und der Randbebauung der Breite Straße („Kante“) enthält, die ich in der von der Verwaltung vertretenen Form für falsch und schädlich halte.
Eine winzige Chance, den Schaden zu vermeiden, gibt es noch: In der Vorlage 846 (Vermarktungsbeschluss) heißt es: „Vorgesehen ist eine Konzeptausschreibung, bei der neben dem Kaufpreisgebot auch städtebauliche und architektonische Kriterien in die Bewertung einfließen. Die Gewichtung soll bei 51% für den Kaufpreis und bei 49% für das städtebauliche Konzept liegen.“ Abgesehen davon, dass die 51% ein Indiz dafür sind, dass der Kaufpreis entscheiden wird, findet sich ja vielleicht unter den Konzepten eins, das mehrheitsfähig ist und bei dem die grüne Insel erhalten bleibt.
Mein eigener Vorschlag (Verschiebung des Baukörpers, grüne Insel als kleiner Park) jedenfalls ist als Kompromiss zwischen Bebauung und Grünerhalt im Quartier und der Innenstadt gedacht.
Hier mein Redebeitrag:
„Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren,
„Attraktives, urbanes, grünes und gesundes Wohnen mit kurzen Wegen im mittleren Ruhrgebiet – so lautet die Überschrift des im Rahmen des Handlungskonzepts Wohnen entwickelten Leitbilds für die Wittener Wohnungspolitik.“ So ein Zitat aus dem „Handlungskonzept Wohnen Witten 2030“, S. 96.
Ich betone: Attraktiv, urban, grün und gesund!
Wenn bei Wohnungsbauprojekten diese Kriterien nicht konsequent berücksichtigt werden, führt das unter Umständen zu einem Widerspruch zu Quartiers-gestaltungs-, Gesundheits- und Umweltbelangen.
Was heißt das in Bezug auf die geplante Bebauung der städtischen Grundstücke an der Breite Straße gegenüber dem Karl-Marx-Platz?
Ein Bedarf an z.B. Senioren- oder Studentenwohnungen ist auch für mich unbestritten.
Genauso wichtig ist für mich aber auch der Erhalt und die Ausweitung von Grün besonders in der Innenstadt.
Eine gesunde Stadt impliziert eben nicht nur die sog. Gesundheitswirtschaft (von medizinischen Dienstleistungen bis zu Fitnesscentern), sondern die Schaffung einer möglichst gesunden urbanen Lebensqualität: gesunde Luft, gesundes Klima und hohe Aufenthaltsqualität der Quartiere! (mehr …)
Wittener Innenstadt: Gesundes Klima?
Am 8.6.18 veröffentlicht die WAZ einen Artikel „Neuer Klimakarte zeigt: Es wird immer wärmer in Herne“. Zentrale Stichworte des Artikels sind: Klimawandel, Zunahme der heißen Tage, Schutz der Bürger, Luftschneisen und Vernetzung von Freiflächen. Die Stadt Herne kündigt in dem Artikel an, auf das Problem reagieren zu wollen. Zitat: „Die Stadt will nun bis 2018 mit dem sogenannten Klimaanpassungskonzept ein Paket schnüren, damit die Menschen mit den Folgen des Klimawandels leben können“.
→ WAZ 8.6.18: Neue Klimakarte zeigt Es wird immer wärmer in Herne
Um welche Folgen es sich handeln könnte, macht ein anderer WAZ-Artikel deutlich (WAZ 27.4.18: „Klimawandel – NRW-Landesamt warnt vor „Hitzeinseln“): „Unter solchen ‚Hitze-Inseln‘ litten vor allem ältere und kranke Menschen sowie Kleinkinder. Mögliche Folgen seien Herz-Kreislauf-Probleme, Kopfschmerzen oder Erschöpfung.“
→ WAZ 27.4.18: WAZ Landesamt für Umweltschutz Hitzeinseln
Also keine Lappalie. Es geht um nichts Geringeres als die Gesundheit.
Wie sieht es in Witten damit aus? (mehr …)
Sorge um Ackerland in Stockum?
Am 9.6.18 titelt die WAZ: „Angst vor Gewerbeflächen flackert neu auf“. Die Stockumer würden sich um Ackerland sorgen.
→ WAZ 9.6.18: Angst vor Gewerbe flackert neu auf
Die Formulierungen sind so missverständlich. Die Stockumer sorgen sich sicher auch um Ackerland, aber hauptsächlich sorgen sie sich um die Intaktheit eines regionalen Grünzugs, dessen Funktion – die Verbesserung des Stadtklimas – durch eine Nutzung als Gewerbefläche außer Kraft gesetzt würde. Das wäre dann nicht allein ein Stockumer Problem, sondern eins der ganzen Stadt* – genau so, wie die Opferung des regionalen Grünzugs in Heven (Erdbeerfelder) ein Problem der ganzen Stadt gewesen wäre. Das Letztere ist ja jetzt wohl endgültig vom Tisch.
Und der von der Bürgermeisterin und Herrn Bongartz beschworene Mangel an Gewerbeflächen? Dazu kann ich nur wiederholen: Dieser Mangel ist grundsätzlich nicht endgültig zu befriedigen. Er dürfte nach Vernutzung neuer Flächen immer wieder erneut auftauchen. Was ist, wenn die Stockumer Fläche als Gewerbefläche vernutzt ist? Schaden für die Gesundheit und Umwelt angerichtet und neuer Mangel?
Mensch muss sich entscheiden. Das Stichwort heißt Nachhaltigkeit, also vorsorglicher Umgang mit den knappen Ressourcen u.a. einer Stadt im Interesse der Gesundheit, einer intakten Umwelt und zukünftiger Generationen. Eigentlich müsste dies auch im Interesse der Wirtschaft („Arbeitgeber“ und Beschäftigte) liegen, wenn nicht enge betriebswirtschaftliche Kalküle (Profit, Shareholder-Value) immer wieder zu einer Verdrängung übergreifender Probleme und zu damit verbundenen Schäden führen würden (jüngstes Beispiel: der Dieselskandal der deutschen Autoindustrie).
Diese Schäden gilt es zu vermeiden, bevor sie angerichtet werden. Heißt für Stockum und die Stadt: Die Intaktheit des regionalen Grünzugs muss erhalten bleiben. Finger weg von den Äckern! (mehr …)
Platanen als Ursache für Luftverschmutzung?
In einem WAZ-Artikel vom 6.3.18: „Anwohnerin hat viele Anregungen zur Husemannstraße“ wird die Anwohnerin Heidemarie Pfalz folgendermaßen zitiert: „Ein weiteres wichtiges Anliegen der Anwohner: nicht nur auf der Ruhr- und Ardeystraße, sondern auch auf der Husemannstraße Feinstaub und Stickstoffdioxid zu messen. Denn die eigentlich hohe Wohnqualität habe dank der Autoabgase schwer gelitten. Das habe auch mit den Platanen zu tun, die die Emissionen im Sommer wie in einem Tunnel unten halten.“
Mein Kommentar: Natürlich könnte und sollte mensch Feinstaub und Stickstoffoxid messen, aber die Urache für hohe Werte sind sicher nicht die Platanen („wie in einem Tunnel“). Dazu folgender Position aus Münster:
„DIE PLATANEN AM HANSARING SIND LEBEN!
Sie binden Schadstoffe und erzeugen Sauerstoff. Den Hansaring durchqueren täglich bis zu 18.000 Fahrzeuge. Hierbei entstehen in Verkehrsspitzenzeiten, morgens und nachmittags, Schadstoffkonzentrationen, die die Grenzwerte für Feinstaub ständig überschreiten.
Seit 2005 dürfen gesundheitsschädliche Feinstaubbelastungen durch Straßenverkehr im Tagesmittel nicht mehr als 35 Mal jährlich überschritten werden. Für den Feinstaub PM10 gilt dabei ein Grenzwert von 40 µm. Die Messstation „Sensbox“ am Hansaring/Dortmunder Straße zeigte am 21.02.2018 um 7.17 Uhr den PM10 Wert von 16.40 µm und einen PM 2,5 Wert von 66,40 µm.
Die Platanen am Hansaring haben somit auch eine wichtige Funktion zur Luftverbesserung. Sie binden den Feinstaub und erzeugen notwendigen Sauerstoff zur Verbesserung deiner Atemluft. Eine ältere Anwohnerin berichtete auf einem „Platanenpower“ Treffen, daß sie sich bei ihren mühsamen täglichen Einkaufsgängen am Hansaring von Baum zu Baum bewege. (mehr …)