Wittener Innenstadt: Gesundes Klima?

Am 8.6.18 veröffentlicht die WAZ einen Artikel „Neuer Klimakarte zeigt: Es wird immer wärmer in Herne“. Zentrale Stichworte des Artikels sind: Klimawandel, Zunahme der heißen Tage, Schutz der Bürger, Luftschneisen und Vernetzung von Freiflächen. Die Stadt Herne kündigt in dem Artikel an, auf das Problem reagieren zu wollen. Zitat: „Die Stadt will nun bis 2018 mit dem sogenannten Klimaanpassungskonzept ein Paket schnüren, damit die Menschen mit den Folgen des Klimawandels leben können“.

→ WAZ 8.6.18: Neue Klimakarte zeigt Es wird immer wärmer in Herne

Um welche Folgen es sich handeln könnte, macht ein anderer WAZ-Artikel deutlich (WAZ 27.4.18: „Klimawandel – NRW-Landesamt warnt vor „Hitzeinseln“): „Unter solchen ‚Hitze-Inseln‘ litten vor allem ältere und kranke Menschen sowie Kleinkinder. Mögliche Folgen seien Herz-Kreislauf-Probleme, Kopfschmerzen oder Erschöpfung.“

→ WAZ 27.4.18: WAZ Landesamt für Umweltschutz Hitzeinseln

Also keine Lappalie. Es geht um nichts Geringeres als die Gesundheit.

Wie sieht es in Witten damit aus?

Neuere Daten wie die RVR-Klimakarte von Herne liegen nicht vor, allerdings gibt es eine Klimaanalyse aus 2007, die im Rahmen der Arbeit am Stadtentwicklungskonzept „Unser Witten 2020“ erstellt worden ist. Schon diese Analyse warnt vor den Folgen des Klimawandels, der Zunahme der Temperaturen und verweist auf die Wichtigkeit von Ausgleichsräumen, z.B. Luftschneisen. Grundsätzlich diagnostizierte die Analyse für Witten 2007 eine eher unproblematische Situation – mit Ausnahme der Innenstadt.

→ Klimaanalyse 2007: Klimaanalyse

Mittlerweile sind ca. 11 Jahre vergangen. Deshalb wäre die Erstellung einer aktuellen Klimakarte wie in Herne aus meiner Sicht dringend notwendig.

Vorgreifend halte ich es allerdings angesichts des sich verschärfenden Klimawandels für ziemlich wahrscheinlich, dass sich die Hitzebelastung in der Innenstadt (und anderen Stadtteilen?) seit 2007 verstärkt hat – mit allen potentiell negativen Folgen für die Einwohner_innen.

Nur: Diese potentiell negativen Folgen scheinen in der Stadtentwicklung von Wittener Verwaltung und Mehrheitspolitik bisher keine Rolle zu spielen.

Wie anders ist es zu erklären, dass eine funktionierende Baumschutzsatzung „aufgeweicht“ wird, wichtige Luftschneisen (vormals Heven und Stockum, neuerdings nur noch Stockum) ernsthaft der Ansiedlung von Gewerbe geopfert werden und immer wieder kleinere Grünflächen Bauprojekten weichen sollen (z.B. Bebauung gegenüber dem Karl-Marx-Platz), statt Luftschneisen, Grün- und Freiflächen zu hegen und zu entwickeln? Ich betone „entwickeln“, weil es für für Bekämpfung der schädlichen folgen des Klimawandels speziell für die Innenstadt eines Plus an Luftschneisen, Grün- und Freiflächen bedarf*. Heißt:

– Bestehende Luftschneisen, Grün- und Freiflächen müssen so weit wie möglich erhalten bleiben und dürfen nur bei echter Kompensation (nicht jwd irgendwo am Stadtrand) eingeschränkt werden.

– Das wünschenwerte Plus muss im Rahmen eines zügig zu entwickelnde stadträumlichen Klimaanpassungskonzepts für Witten** dargestellt und umgesetzt werden – damit die Menschen mit den Folgen des Klimawandels ohne gesundheitliche Gefährdungen leben können!

*In meinen Unterlagen fand ich ein „Fachliches Leitbild und räumliches Entwicklungsszenario zur Freiraumentwicklung in Witten“ aus dem Jahr 2006 (auch im Rahmen von „Unser Witten 2020“ erarbeitet) mit vielen guten Ideen, Anregungen und Hinweisen. Leider ist dieses Konzept in den Folgejahren nicht konsequent weiter verfolgt und umgesetzt worden.

→ Fachliches Leitbild Freiraumentwicklung: Fachliches Leitbild Freiraumentwicklung

**Ich bin mir klar darüber, dass ein solches Konzept steuernde Eingriffe und Restriktionen zur Folge haben würde – aber zur Schadensvermeidung scheinen mir steuernde Eingriffe und Restriktionen gerechtfertigt zu sein. Der Kampf gegen die Folgen des Klimawandels kann sich eben nicht nur auf Projekte wie die energetische Sanierung von städtischen Liegenschaften, den Einsatz von Pedelecs für klimafreundliche Dienstfahrten und ein städtisches Solar- und Gründachpotenzialkataster beschränken.