100 Milliarden für die Sicherheit Deutschlands?
Siehe aktuell unter ***: Ergänzung 15.6.22 zur militärischen Lage in der Ukraine.
Nach einem längeren Urlaub fand ich eine neuere Positionierung von Sahra Wagenknecht, die ich weitgehend teile: https://www.youtube.com/watch?v=Bz-XL4YLGeA.
Nicht teile ich die von ihr vorgetragene scheinbar selbstverständliche Unterstellung, dass die (konventionelle, atomare?) Selbsverteidigung der Bundesrepublik Deutschland sinnvoll und in diesem eingeschränkten Rahmen Rüstung vertretbar sei. Ich halte diese Position für eine Fehleinschätzung. Denn 1. würde selbst eine konventionelle Selbstverteidigung eine kaum noch lebenswerte BRD hinterlassen, und 2. würden sich konventionelle Gefechte wahrscheinlich schnell auf ein atomares Niveau hoch schaukeln – und den Zustand der BRD danach möchte ich mir nicht vorstellen.* Bleibt als „Selbstverteidigung“ eine Vorne-Verteidigung (womöglich präventiv?), die von einem potentiellen „Feind“ leicht als Angriff interpretiert werden kann mit auch dann der Folge eines „worst case“ und eines atomaren Desasters für das Terrain Deutschlands.
Grundsätzlich frage ich mich immer noch, wer die Bundesrepublik eigentlich bedrohen soll.**
Die Russen? Mit den ca. 120.000 Soldaten, die im Ukraine-Krieg – mit den bekannten militärischen „Schwierigkeiten“*** – im Einsatz sind? Das ist doch schlichter Unsinn und Angstmacherei, um die eigene Aufrüstung zu legitimieren. Und selbst wenn mensch die nationalistische Spinnerei Putins von der Wiedergewinnung russischer Erde ernst nimmt: Dass ich jemals in Deutschland auf russischer Erde gelebt hätte, wäre mir neu.
Die Chinesen? Die bedrohen vielleicht die imperialistische US-Dominanz im Indo-Pazifik, aber mit Sicherheit nicht Deutschland – es sei denn, mensch käme auf den Sparren, dass bei einem militärischen Konflikt zwischen den USA und China „unsere Freiheit“ durch militärisches Engagement der Bundeswehr dort verteidigt werden müsse. Im Fall Afghanistan hatten wir ja schon einen solchen Fall. Dass wäre dann allerdings ein Erklärung für die drei neuen Fregatten, die Sahra Wagenknecht erwähnt.**** Also genau so ein Unsinn wie die hochgeredete und -geschriebene Bedrohung durch die Russen.
Bleibt für mich als Fazit, dass eine irgendeine Rüstung/Aufrüstung rechtfertigende Bedrohung für Deutschland auch nach der Scholzschen „Zeitenwende“ real nicht existiert. Die 100 Milliarden wären – wenn schon Schulden – , statt sie in potentiell selbstmörderischer Rüstung zu verpulvern, an anderer Stelle besser angelegt.
*Siehe dazu meine Beiträge „Ich fass‘ es nicht!“/28.2.22 und „Taumeln in den kollektiven Selbstmord?“/16.3.22.
**Siehe dazu meine Beiträge „Einmarsch Russlands in die Ukraine: Ist die Sicherheit Europas und der BRD in Gefahr?“/25.2.22.
***Ergänzung 15.6.22: Um eine konkrete Vorstellung von den militärischen Auseinadersetzungen in der Ukraine und „Schwierigkeiten“ sowohl der Ukrainer wie der Russen zu bekommen, kann ich für Interessierte nur die im Gegensatz zu manchen deutschen Einlassungen sehr sachverständigen und ausgewogenen You-Tube-Videos (zu fnden unter bei Google unter „oberst reisner youtube“) und weitere Beiträge von Oberst Reisner (Militärhistoriker und Oberst der österreichischen Armee) empfehlen. Z.B. den neueren Beitrag: https://www.n-tv.de/politik/Interview-mit-Markus-Reisner-zum-Krieg-in-der-Ukraine-Vier-Raketenwerfer-das-ist-reine-Symbolik-article23377155.html.
****Siehe dazu auch mein Beitrag oben: „Einmarsch Russlands …“, Anmerkung**.