IGA in Witten: Falsch programmiert?

Am 13.11.20 titelt die WAZ-Online „Baurat weist Kritik zurück: Witten für IGA gut aufgestellt“ baurat-weist-kritik-zurueck-witten-fuer-iga-gut-aufgestellt. Ist das so? Zu meiner eigenen eher kritischen Bewertung verweise ich auf meinen Beitrag „Auch nicht zum Lachen – Nachschlag“/1.8.19. Ich konnte die Ministerin verstehen.

Es gehört schon – vorsichtig formuliert – einige Phantasie dazu, die beantragten Projekte unter „Garten- und Landschaftsbau“ zu subsumieren. Zur aktuellen Zurückweisung der Kritik durch den Stadtbaurat folgende Anmerkungen:

– Ein Teil der Projekte – „Ruhrfenster“ – setzt Elemente einer Rahmenplanung aus 2011* um. Auch diese nach Mitteilung des Stadtbaurats von der Fördergeberin schon goutierten Projekte haben aus meiner Sicht wenig mit „Garten- und Landschaftsbau“ zu tun, scheinen aber zumindest in Bezug auf ein zentrales Ziel der Stadtentwicklung – Witten an die Ruhr – sinnvoll zu sein. Ob die „Ruhrfenster“ im Muttental und am Mühlengraben dann aber auch genutzt werden oder eine teure (immerhin 6,5 Mio.) Planerspielerei bleiben, bleibt abzuwarten.

– Ob die Förderung eines wachsenden Tourismusdrucks mit entsprechendem wachsenden Verkehrsaufkommen auch durch MIV (Motorisierten Individualverkehr) (siehe auch „Parkplatz“ im oben genanten Beitrag) auf das jetzt schon geplagte Muttental allerdings sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln. Daran dürfte auch ein verbreiterter und asphaltierter Ruhrtalradweg nichts ändern, der wohl eher mehr Freizeit-Radverkehr an der Stadt (Muttental) vorbei schleusen als der übrigen Stadt Nutzen bringen würde. Hinzu kommt, dass die Verbreiterung und Asphaltierung mit einer nicht wünschenswerten zusätzlichen Versiegelung verbunden wäre.

– Ich hätte mir eine andere Schwerpunktsetzung der IGA-Beteiligung Wittens vorstellen können, denn die IGA wäre eine gute Möglichkeit gewesen, städtische Grünanlagen und -flächen – Hohenstein, Stadtpark, Grünzüge und innerstädtische Grünflächen – aufzuwerten, zu schaffen und zu gestalten: Eine Aufgabe der Stadtentwicklung, die angesichts der Klimakrise immer mehr in den Vordergrund rückt. Das hätte aus meiner Sicht eher zu „Gartenbau“ gepasst, hätte aber eine aufwändigere Planung und ein aufwändigeres Management erfordert als das Aufbereiten von alten Schubladenplanungen.

– Grundsätzlich aber zur „Zurückweisung“: Ich weiß nicht, ob der Stadtbaurat mit seiner Intervention (Zurückweisung der Kritik, die Witten überhaupt nicht benannte**) seinem Anliegen – Akquisition von Fördergeldern – einen Gefallen getan hat. Denn die Wittener Projekte konkurrieren natürlich mit vielen anderen landesweit, und die angesprochene Ministerin ist schließlich Fördergeberin und wird es nach der Landtagswahl im nächsten Jahr nach allem, was abzusehen ist, auch bleiben.

*Rahmenplanung aus 2011: „Vorlage 03776/15.9.11: Rahmenplanung – Witten an die Ruhr“: 0376_V_15_Vorlage[1].

**WAZ-Online: „Ministerin: ‚Revier traut sich nicht, Metropole zu sein’“/12.11.20 ministerin-revier-traut-sich-nicht-metropole-zu-sein.