Kann das eine Bürgermeisterin verantworten?

Am 25.10.2018 finde ich als WAZ-Online-Kommentar folgende Einlassung von p.s.a. zum WAZ-Artikel „Kaum Spielraum bei Gewebeflächen“ WAZ Gewerbeflächen (25.10.2018). Die Position von p.s.a. ist aus meiner Sicht absolut nachzuvollziehen. Hier die Einlassung mit einigen ergänzenden Anmerkungen von mir:

p.s.a 25.10.2018 05:35

Taugen die Berater tatsächlich nichts, oder ist der Artikel einfach nur dünn ?

Fakt ist: Die einzig nennenswerte Fläche ist eine Frischluftschneise.

(→ Meine Anmerkung: Bei der nennenswerten Fläche in Stockum handelt es sich um eine Fläche in einem der „Regionalen Grünzüge“, die auch die Funktion einer Frischluftschneise haben. Derartige Frischluftschneisen sind wichtig für die Luftqualität und damit für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger Wittens (u.a. gerade angesichts zu erwartender zunehmender Hitzeperioden und der zunehmenden Verschelchterung der Luftqualität: Stickoxid, Feinstaub). Heißt im Umkehrschluss: Wer die „Regionalen Grünzüge“ angreift, gefährdet die Gesundheit. Kann das eine Bürgermeisterin verantworten?)

Eine der giftigsten Müllkippen Deutschlands aus der Haftung finanzstarker Unternehmen zu entlassen, ist reichlich kurzsichtig und daher keine Option. Es sei denn die Deponie wird vorher vollständig abgetragen.

(→ Meine Anmerkung: p.s.a. meint die ehem. Thyssen-Deponie in Annen, deren Umwandlung in eine Gewerbefläche sich seit Jahren hinzieht. Warum das Projekt nicht weiter kommt, ist ziemlich undurchsichtig.)

Aber selbst, wenn wir auf diese Flächen zurückgreifen, ist es nur eine Frage der Zeit, wann wir wieder am gleichen Punkt stehen wie heute.

(→ Meine Anmerkung: Da hat p.s.a. vollkommen recht. Wenn die neu erschlossene Fläche in Stockum vollgelaufen wäre – und das dürfte ja angesichts des suggerierten Handlungsdrucks sehr schnell gehen – , steht dann wohl die Bürgermeisterin wieder auf der Matte mit der Forderung nach mehr Gewerbeflächen? Wo dann? Auf dem Hohenstein? Im Lutherpark? Geeignete Flächen lassen sich bekanntlich nicht schnitzen.

Irgendwann sollte doch auch die/der Dämlichste kapieren, dass das nutzbare Flächenpotential einer Stadt ausgereizt ist – es sei denn, mensch nimmt schwere nachhaltige Schäden für Mensch und Natur in Kauf.)

Bei dieser Ausgangslage schämt sich diese „Expertentruppe“ nicht, sich an unserem wenigen Steuergeld genüsslich gut zu tun und ein Plagiat der Mitteilungen abzuliefern, die wir schon von verschiedensten anderen Stellen kennen.

(→ Meine Anmerkung: Vollkommen nachvollziehbar. Mich würde interessieren, wie viel das überflüssige „Plagiat“ die Stadt und den Steuerzahler gekostet hat. Interessant auch die folgenden Anmerkungen von p.s.a. zu fehlenden Informationen der „Expertise“:)

Noch nicht einmal eine Fleißarbeit wie die Entwicklung des Gewerbesteuerertrag je Quadratmeter Gewerbefläche im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten wird abgeliefert. Geschweige denn eine Auffächerung dieser Zahl nach entscheidertauglichen Kriterien. Das Auslieferungslager eines deutschlandweiten Paketdienstes und selbst Filialisten aller Couleur werden ihre Gewerbesteuergewinne in Witten klein halten.

Oder gar die Gesamtsummenbetrachtung über alle Steuerarten und alle Ausgabetitel. Von der Einkommenssteuer eines Remscheider Bürgers bei Faiveley fließt kein Euro in die Wittener Kasse. Die Hermes Mitarbeiter werden wegen der für sie hohen Pendelkosten wohl früher oder später alles Wittener sein; nur dort werden Löhne gezahlt, die etliche schon heute zu Aufstockern machen. Spätestens wenn die in Rente gehen werden sie zu einem Bumerang für die Wittener Steuerzahler.

Bei solch unterirdischer Expertise wäre es natürlich naiv zu erwarten, dass diese selbst ernannten „Experten“ Vorschläge abliefern, wie man die Flächennutzung der bestehenden Areale steigern kann.

Oder Konzepte, wie man Steuerzahler nach Witten holt, die pro Quadratmeter mehr Steuerertrag produzieren als die bestehenden Firmen.

Oder ob es nicht billiger ist, statt Neuerschließungen, die voll erschlossenen freien Gewerbeflächen zu den überhöhten Preisen anzukaufen, die die Bodenspekulanten verlangen.

Oder welche kommunalen Instrumente geeignet sind, diese Bodenspekulanten zu motivieren, ihre Preisvorstellungen gesellschaftskompatibel zu machen.“