Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – oder?

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das lässt auch die aktuelle Diskussion um einen Kulturbeirat im Kulturforum befürchten.Da haben Menschen lange Jahre die Möglichkeit gefordert, über einen aus sog. Fachleuten – wer das auch immer sein mag – gebildeten Beirat die Politik (Verwaltungsrat Kulturforum) und Verwaltung im Kulturforum beraten zu können. Jetzt steht der Beirat kurz vor seiner Einrichtung, und die Interessierten diskutieren heftig, ob im Verwaltungsrat zwei oder mehr Vertreter des Beirats mit beratender Stimme teilnehmen sollen und wer die Satzung des Beirats beschließen soll (der Verwaltungsrat oder der Beirat selbst). Als ob das für die Qualität und Entwicklung der Wittener Kultur nicht absolute Nebenkriegsschauplätze wären!

Die städtischen Kulturinstitute befinden sich auf Grund von Fehlentscheidungen und jahrelangen Kürzungsmaßnahmen schon jetzt in einer Existenzkrise, die sich nach den Haushaltsplanungen der Stadt in den nächsten Jahren noch verschärfen wird.

Der kürzlich beschlossene Haushalt sieht ein Zurückfahren der Zuschüsse für das Kulturforum von 2014: 5.824.043 € auf 2018: 5.316.327 € vor, also ca. 500.000 € im Laufe von 4 Jahren (Quelle: Veränderungsliste Haushaltsplanentwurf 2015, Nr. 17 → 003_Rat_2014_Veraenderungsliste_Haushaltsplanentwurf_2015) – und das bei abzusehenden Kostensteigerungen (zu der Dimension schon der aktuellen Finanzknappheit und der Kostensteigerungen siehe den Wirtschaftsplan Kulturforum 2015: Vorlage 002 Wirtschaftsplan 2015 → Vorlage 002 – Wirtschaftsplan 2015; Wirtschaftsplan 2015 → Wiplan 2015).

Wohin die Reise möglicherweise noch geht, zeigt folgende Liste von Kompensationsmöglichkeiten von nicht geplanten Einnahmeausfällen (Steuererhöhungen) im Haushalt der Stadt Witten – mensch beachte das Volumen der einzelnen Kompensationsmöglichkeiten: 22.10.2014 – Kompensationsmöglichkeiten Steuererhöhungen mit aktuellem Sachstand.

Ein Beirat (und seine beratenden Vertreter im Verwaltungsrat), der ursprünglich Wittener Kultur mit gestalten sollte, wird in die Insolvenzverwaltung des städtischen Kulturangebots einbezogen werden – ob er will oder nicht. Über die Qualität dieses Angebots werden immer weniger fachliche Gesichtspunkte entscheiden, sondern sich drastisch verschlechternde Rahmenbedingungen.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – oder?. Aus meiner Sicht werden in Zukunft alle die gut beraten sein, die sich mit ihren kulturellen Anliegen nicht zu sehr an Politik und Wittener Kulturverwaltung binden. Wenn das ein Beirat hinbekommt, ist die Hoffnung vielleicht nicht vergebens. Sein gestaltender Einfluss wird wesentlich davon abhängen, was sich außerhalb der Gremien tut.