Corona in Witten: Statt dringend gebotener Maskenpflicht Schockstarre der Stadtverwaltung?

Ergänzung 29.01.21: Glücklicherweise scheint sich der Inzidenzwert im Augenblick auch in Witten nach unten zu bewegen. Dennoch bleibt natürlich Vorsicht geboten und festzuhalten, dass der Abstand zwischen dem Wittener Inzidenzwert und dem Kreisinzidenzwert (mittlerweile auch dem bundsweiten Inzidenzwert) immer noch erheblich ist: Witten weiterhin tiefblau. Warum?

Ergänzung 21.01.21: Instruktiv eine Grafik des Keises EN, die die Corona-Belastungen im Kreisgebiet dokumentiert: https://www.enkreis.de/gesundheitsoziales/gesundheit/faq-corona/zahlen-und-statistiken.html#c37847. Witten tiefblau (nach Hattingen, das mit weitem Abstand hinter Witten rangiert, und dem weitgehend gering belasteten übrigen Kreisgebiet), heißt: Witten ist der Corona-“Hotspot“ im Kreisgebiet und drückt damit auch den Inzidenzwert des Kreises nach oben! Aussitzen?

Was ist eigentlich in unserer Stadt los? Sind Verwaltungsspitze und Verwaltung angesichts der Pandemie in Schockstarre verfallen? Ich lese in der Presse von einem steigenden Inzidenzwert in Witten, der wohl manchmal etwas zurück geht, sich aber tendenziell weiter aufschaukelt: Ein Zeichen für die fortschreitende Ausbreitung von COVID 19 in Witten.

Der steigende Inzidenzwert sollte eigentlich ein Alarmsignal für alle für die Gesundheit der Bürger_innen Verantwortlichen sein, weil abzusehen ist, dass sich die Lage durch das Auftauchen von schneller ansteckenden Virusmutationen eher verschlechtern und die (erhoffte) Wirkung der Impfung auf sich warten lassen wird.

Mittlerweile sollte sich herum gesprochen haben, welche Maßnahmen gegen das Virus wirksam sind: Masken – möglichst FFP2, Abstand halten, Kontaktbeschränkung, Hygiene. Dennoch sehe ich bei meiner Bewegung in der Wittener Innenstadt eine erheblichen Anteil von Menschen, der es offenbar nicht nötig hat, eine Maske zu tragen, heißt: sich und andere zu schützen.

Diese Rücksichtslosigkeit und Fahrlässigkeit ist schlimm, für noch schlimmer halte ich es allerdings, dass ein derartiges Verhalten durch die Aufhebung der Maskenpflicht in Witten seit dem 18.12.20 offiziell durch die Stadtverwaltung goutiert wird.

Der Umgang der Stadtverwaltung mit einer Maskenpflicht grenzt aus meiner Sicht an Verwaltungsversagen: Erst wird die Maskenpflicht in der Innenstadt eingeführt, dann auf die Stadtteile ausgedehnt, dann wieder auf die Innenstadt eingeschränkt und schließlich ganz aufgehoben. Natürlich führt ein solches Hin und Her zu einem Verlust der Glaubwürdigkeit und zu einer faktischen Anregung zur Fahrlässigkeit. Über steigende Inzidenzwerte muss mensch sich da nicht wundern.

Nun, wie es auch immer aktuell mit der Glaubwürdigkeit bestellt sein mag: Angesichts der sich zuspitzenden Lage halte ich die Wiedereinführung der Maskenpflicht zumindest in der Innenstadt für dringend geboten. Der WAZ vom 18.1.21 entnehme ich, dass in Hattingen zwischen 7 und 19 Uhr eine Maskenpflicht in der Fußgängerzone und in den meisten Bereichen der Altstadt gilt . Der Inzidenzwert in Hattingen lag am 18.1.21 bei 102,86 (https://www.waz.de/staedte/hattingen/corona-dritter-toter-aus-hattingen-en-inzidenz-bei-128-66-id230785626.html)*, in Witten bei 182,31. Ich halte es nicht für weither geholt, hier einen Zusammenhang zwischen Maskenpflicht und niedrigem Inzidenzwert in Hattingen (oder hohem in Witten bei fehlender Maskenpflicht) zu vermuten.

Also, Herr Bürgermeister König: Viele Gespräche, Schul- und Kita-Besuche und Vorbereitung der Ratssitzung unbenommen (WAZ-Online 18.1.21: Neuer Bürgermeister von Witten feiert seinen 50. Geburtstag https://www.waz.de/staedte/witten/neuer-buergermeister-von-witten-feiert-seinen-50-geburtstag-id231356010.html), aber Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie wie eine Maskenpflicht gehören auch zu Ihren Amtspflichten. Werden Sie und der Verwaltungsvorstand tätig!**. Schockstarre hält das Virus nicht auf.

*Das ist wohl immer noch weit vom Zielwert 50 entfernt, aber weit näher dran als in Witten.

**Aber nicht nur mit einer begleitenden (Nicht)aufklärung durch kaum wahrnehmbare Hinweispapierchen in Folie! Zur Wirksamkeit ist sicher eine öffentliche, möglichst mehrsprachige Aufklärungskampagne notwendig (Bürger_innen mit Migrationshintergrund, weibliche und männliche Flüchtlinge). Übrigens vermisse ich die öffentliche Stimme der Wittener Ärzte. Gibt es da nicht die berühmte ÄQW (Ärztliche Qualitätsgemeinschaft)? Und wäre nicht ein gemeinsames Vorgehen der Ärzte und der Stadtverwaltung bei Maßnahmen und Aufklärung nahe liegend?