DKP: Für mich Ende der Fahnenstange 1978
1978 war für mich bei der DKP das Ende der Fahnenstange erreicht. Nach heftigen internen Auseinandersetzungen um das Verhalten der Partei in der Biermann-Affäre (Biermann wurde bekanntlich nach Auftritten in der Bundesrepublik kurzerhand durch die DDR ausgebürgert) und um deren politische Kultur bin ich dann sang- und klanglos ausgetreten.
→ Link: Referat Egon Koitka 1978 Referat Egon Koitka 1978
Dazu einige Anmerkungen:
– Die ursprünglich relativ offene und fexible DKP hatte sich im Laufe der 70er Jahre immer stärker (parallel zu ähnlichen Prozessen in der DDR) verhärtet und dogmatisiert, anders formuliert: die DKP wurde immer mehr zu einem spätstalinistischen, subventionierten Wurmfortsatz der SED und DDR. Welches Ausmaß die Subventionierung hatte, wurde erst mit dem Zusammenbruch des Parteiapparats und des Verlagsimperiums nach Zusammenbruch der SED und DDR offensichtlich. Als ob mensch einem Luftballon die Luft abgelassen hätte.
– Erstaunlich fand ich damals, wie viele Parteimitglieder nach den Biermann-Ereignissen scheinbar unbeeindruckt bis zum Zusammenbruch der SED und DDR ausgeharrt haben, obwohl sie es eigentlich hätten besser wissen müssen.
– Pikant war an der Hetze des Parteiapparats, dass in der damaligen Phase des Berufsverbots Parteimitglieder skrupellos in einem massenhaft verbreiteten Material öffentlich an den Pranger gestellt wurden.
– In der DDR wäre meine politische und berufliche Zukunft wahrscheinlich abrupt zu Ende gewesen, wenn ich mich nicht sogar in Bautzen wieder gefunden hätte. Heute wird manchmal vergessen, dass der Stalinismus nicht nur mit „rechten“, sondern auch mit „linken“ Kritikern gnadenlos umgegangen ist. Eine ganze Reihe von kritischen Intellektuellen in der DDR durften die „Macht der Partei“ am eigenen Leib erfahren. Ich hatte in der BRD glücklicherweise mehr politische Bewegungsfreiheit (s. zu meiner weiteren politischen Entwicklung meine politische Biografie in „Warum dieser Blog“).
– Was das Schicksal solcher Parteifunktionäre wie Egon Koitka anbetrifft, waren es eigentlich bedauernswerte Menschen. In ihrer Funktion intellektuell überlastet, weitgehend lernunfähig und als Hauptamtliche von der Partei wirtschaftlich abhängig, sind sie meist vom Parteiapparat rücksichtslos verschlissen worden.
Siehe zu diesem Themenkomplex auch mein Beitrag „Rote-Punkt-Aktion 1971 – So fing Vieles an“/November 2013.