Kind in den Brunnen gefallen?
Jetzt hat der Rat (gegen die Stimmen von bürgerforum und Linken) entschieden: EDEKA in Herbede wird von der Meesmannstraße an die Gerberstraße verlagert.
→ Vorlage 0196_V_16_Vorlage
Eine lange, eigentlich traurige Geschichte findet damit ein Ende. Traurig, weil sie für mich 2003/4 mit einem erfolgreichen Bürgerbegehren beginnt (der Rat hatte damals den geplanten Verkauf an Lidl zurück genommen und beschlossen, dass die Grundstücke Gerberstraße nicht mehr für den Lebensmitteleinzelhandel zur Verfügung stehen und anders genutzt werden sollen; anschließend wurde sogar auf zwei Bürgerwerkstätten an einer alternativen Planung gearbeitet: Das Moratorium 2008 war dann nur noch eine ziemlich perspektivlose Defensivaktion).
Nach 11 Jahren hat der Rat also jetzt gegen alle Bedenken und triftigen Gegenargumente eine für das gewachsene Herbeder Stadtteilzentrum Meesmannstraße risikoreiche Entscheidung getroffen. Zu den Bedenken und Gegenargumente siehe die zurück liegenden Beiträge zu diesem Thema auf dieser homepage (s. Inhaltsverzeichnis: Stadtteile), aber auch die aktuellen Einwände des Herbeder Bürgerkreises und meinen Redebeitrag auf der Ratssitzung.
→ Anlage 08 /1. Stellungnahme Bürgerkreis und Abwägung der Verwaltung/S. 4 – 11 0221_V_16_Anlage_08_Abwaegung_der_Bedenken_und_Anregungen_im
→ 2. Stellungnahme Bürgerkreis Stellungnahme zur Abwägung
→ Redebeitrag Rat 11.5.15 Gerber Redebeitrag Gerber Rat 11.5.15
Wie weiter in Herbede? Ich habe es in meinem Redebeitrag angesprochen: Da es sich bei der Verlagerung um einen Blindflug mit möglichen Kollateralschäden handelt (mögliche negative Auswirkungen sind nie untersucht, geschweige denn abgewogen worden; bestenfalls sind die mit dem lapidaren Spruch „Die Meesmannstraße müsse sich neu erfinden“ abgetan worden), sollten die Wirkungen aufmerksam verfolgt werden, um frühzeitig gegensteuern zu können.
Das kann in Witten nur die Politik übernehmen, weil die Verwaltung sich mit dem expliziten Verzicht auf ein Zentrumsmarketing aus der Verantwortung verabschiedet hat (wie üblich in unserer Stadt: „Kein Geld, kein Personal“, aber natürlich mit Spitzenalimentierung, möchte ich ergänzen). Ich verweise in diesem Zusammenhang auf einen alten SPD-Antrag, den ich sinnvoll finde:
→ SPD-Antrag: Stadtteilzentrum Herbede: „Entwicklungspakt statt Moratorium“ AN-27-11-SPD
Allerdings – das gilt auch für manche anderen Anträge der SPD, z.B. bezüglich der Unteren Bahnhofstraße -: Anträge sollte mensch nicht nur stellen, sondern ihre Intention auch weiter verfolgen, sonst versickern sie leicht in den Untiefen der Wittener Verwaltung.
Dass die Verlagerung in der Herbeder Bevölkerung durchaus kritisch gesehen und nicht mit Hosiannah-Gesängen begrüßt wird (wie früher immer wieder behauptet), dafür ist ein aus meiner Sicht gutes Indiz das Wahlergebnis bei der Kommunalwahl 2014 in den Wahlbezirken, die zum engeren Einzugsbereich der Verlagerung gehören. Denn einziger wirklicher Gewinner der Wahlen war das verlagerungskritische bürgerforum mit 536 Stimmen (+ 311 Stimmen im Vergleich zu 2009) in den Wahlbezirken 81 und 82. Hier die Wahlergebnisse:
→ Wahlergebnisse Kommunalwahl 2014 in den Wahlbezirken 81 und 82 Kommunalwahl 2014 Wahlergebnisse Wahlbezirk 81 und 82
Und hier noch einmal mein Programm für Vormholz und Herbede zur Kommunalwahl 2014:
→ Programm für Vormholz und Herbede Klaus Riepe Programm Vormholz Herbede
Die Verbesserung der quartiersnahen Lebensmittelversorgung im Ortsteil Vormholz dürfte durch den Verlagerungsbeschluss nicht leichter geworden sein.
Nicht den Schuss gehört hat der Vorsitzende der Piraten-Fraktion Herr Löpke, der sich auf der Ratssitzung als uneingeschränkter Befürworter der Verlagerung outete und als Sprecher der Herbeder aufspielte (übrigens unter den Beifallskundgebungen der übrigen Minis).
Ja mei, mit bescheidenen 64 Stimmen in den Wahlbezirken 81 und 82 einen derartigen Wind zu machen, dazu gehört schon ein Schuss Größenwahn. Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch noch einmal daran, dass Herr Löpke seinen Fraktionsvorsitz allein dem guten Abschneiden der SPD und dem dadurch für die Piraten anfallenden Überhangmandat (von 1 Ratsmitglied auf 2 Ratsmitglieder) verdankt.
Ergänzung 15.5.15: Mich würde natürlich dringend interessieren, wo denn die Verwaltung die Vergrößerung von ALDI unterzubringen gedenkt. In der Nähe des verlagerten EDEKA, wie ein Gerücht vermeldet, und in der „klassischen“ Paarung EDEKA/ALDI wie in Heven und Bommern? Das wäre dann allerdings der nächste Schlag für das gewachsenen Zentrum Meesmannstraße!