Mit Patriotismus in die Katastrophe?
Manchmal hat mensch den Eindruck, dass es in der Geschichte – die ja eigentlich aus Einzelereignissen besteht – doch sich wiederholende Muster gibt. Meine Literaturempfehlung in diesem Zusammenhang: Dieter Groh, Negative Integration und revolutionärer Attentismus/Die deutsche Sozialdemokratie am Vorabend des Ersten Weltkrieges, Frankfurt/M-Berlin-Wien 1973, speziell die Kapitel 6 und 7*.
Das Beispiel der plötzlichen (?) „vaterländischen“ Kriegsbereitschaft** und -beteiligung der ursprünglich kriegskritischen SPD zeigt, wie leicht eine politische Formation durch tiefsitzende Vorurteile, Fake-News, Manipulation und Anpassungsbereitschaft in einen Strudel hinein geriet, der zum Ersten Weltkrieg***, der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ führte (insgesamt ca. 9 Mio. Gefallene und ca. 6 Mio. zivile Tote, davon allein Deutschland ca. 2 Mio. Gefallene und ca. 700.000 zivile Tote, darunter auch viele sozialdemokratische Parteimitglieder und Wähler).
Drängen sich einige Parallelen zur aktuellen globalen Situation nicht geradezu auf?
*Kapitel 6 „Bethmann Hollwegs innenpolitischer ‚Erfolg‘ und außenpolitisches Versagen: Konditionierung der Sozialdemokratie und kalkuliertes Risiko“ und 7 „Die Entscheidung der Sozialdemokratie zur uneingeschränkten Unterstützung der Regierung in Zeichen des ‚Verteidigungskrieges‘ und der ‚Russischen Gefahr‘.
**Heute wird lieber von „Patriotismus“ geschwatzt.
***Siehe dazu WikipediA: https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg.