Wäldchen auf’s Schafott

Jetzt steht die endgültige Entscheidung also kurz bevor: Am 25.3.19 soll das Wäldchen links der Zufahrt zur Uni Witten-Herdecke durch die Verabschiedung des Bebauungsplans 120 B/1 (Satzungsbeschluss) auf’s Schafott (im ASU am 14.3.19 wurde der Satzungsbeschluss schon mehrheitlich durchgewunken). Beteiligte an der geplanten Exekution: Die Stadtverwaltung, vertreten durch Bürgermeisterin, Stadtbaurat, planende Verwaltung und – wenn der B-Plan so abschließend beschlossen wird – die Mehrheit des Wittener Rates (einschließlich der Grünen). Bei der letzte Abstimmung (Aufstellungsbeschluss) hatte die Fraktion bürgerforum noch dagegen gestimmt.

Ich habe schon am 21.11.18 im Rat dagegen argumentiert (siehe dazu mein Beitrag „Fehlplanung Uni jetzt im ersten Schritt beschlossen: Meine Gegenrede im Rat“/28.11.18). Diesen Argumenten gegen ein Fehlplanung ist nichts hinzuzufügen.

Eine Alternative hätte es gegeben. Weil diese nicht verfolgt worden ist, muss jetzt wieder einmal der kleinräumige Klimaschutz in Witten dran glauben. Wer den Vortrag von Herrn Sven Plöger „Der Dürresommer 2018 – ’nur‘ Wetter oder schon Klima?“ (Sparkassen-Gesprächsforum 2018, die WAZ berichtete am 9.3.19: „Sven Plöger spricht bei Sparkasse Witten über Klimawandel“ Sven Plöger spricht bei Sparkasse Witten über Klimawandel) gehört hat, kann sich angesichts solcher nicht nachhaltigen Entscheidungen nur an den Kopf fassen.

Zu meinem Redebeitrag im Rat hier nur noch einige ergänzende Anmerkungen:

– Im ASU meinte eine mit der Uni-Planung befasste Stadtplanerin äußern zu müssen, bei dem durch die Beseitigung des Waldes verursachten Klimaschaden handle es sich doch nur um eine Beeinträchtigung eines Mikroklimas. Nur? Bei dem Kampf in den Städten gegen die schädlichen Auswirkungen des Klimawandels geht es hauptsächlich um Mikroklimata und deren Verbesserung. Bei solchen Positionen, die verdeutlichen, dass in erheblicher Verantwortung für die Zukunft unserer Stadt handelnde Menschen von den Herausforderungen durch den Klimawandel nichts begriffen haben, ist für unsere Stadt nichts Gutes zu erwarten.

– Bedauerlich finde ich auch, dass die Uni bei dieser Fehlplanung mitzieht. Wie gesagt, zum jetzt vorgesehenen Standort des Parkhauses gab es eine sich aufdrängende Alternative, und ob ein neues Gewerbegebiet trotz Nichtausnutzung schon bestehender Möglichkeiten auf Kosten eines Wäldchens ausgewiesen werden muss, halte ich für zweifelhaft.

Was soll denn mit der zu begrüßenden Vergrößerung der Ausbildungskapazität der Uni erreicht werden? Der Wunsch des Landes – das Land stockt seine Förderung erheblich auf und macht damit die Kapazitätserweiterung erst möglich – geht doch in Richtung praxisnahe Ausbildung vor allem für den Nachwuchs niedergelassener Ärzte (siehe WAZ: Uni verdoppelt Medizin-Studienplätze und sucht neue Räume“). Dazu bedarf es vor allem einer guten Lehre und keiner Flächen beanspruchender Ausgründungen (von Lehrenden, deren Konzentration auf die Lehre durch unternehmerische Geschäftstätigkeit unter Umständen eingeschränkt würde). Darüber hinaus ließe sich ein zweites FEZ aus meiner Sicht auch jetzt schon bei Bedarf auf den ohne Planänderung zur Verfügung stehenden Flächen im näheren Umfeld der Uni problemlos unterbringen.

Und die neu ausgewiesene Gewerbefläche als imagebildendes Entrée für die Uni, wie von der oben genannten Planerin vorgetragen? Das sind doch typische verunglückte Wittener Planer_innen-Träume (und Bürgermeisterinnen-Träume?)! Bisher wird das „imagebildende“ Entrée – mit Sicherheit nun wirklich nicht attraktivitätsteigernd – seit Jahren leider durch einen Ascheplatz und die zerschneidende Straße definiert. Hier hätte planerisch zugunsten der Uni ein Akzent gesetzt werden müssen. Durch ein einigermaßen attraktiv gestaltetes Parkhaus wäre dies aus meiner Sicht möglich gewesen.

Ich habe natürlich im ASU gegen den Satzungsbeschluss gestimmt und werde auch im Rat dagegen stimmen.

Eine letzte Anmerkung sei mir noch gestattet: Die Ausbildung von Ärzten sollte nicht mit Umweltsünden bezahlt werden. Wie führte noch ein Arzt vor Kurzem in einer Rede aus: Rede von Kurt Martin Schmelzer am 4.2.19 Rede Kurt-Martin Schmelzer Rat -TOP 2 Regionalplan Ruhr_04-02-19. Eben: Ganzheitlich* denken! Das betrifft auch die Schäden durch die Zerstörung von Mikroklimata und deren Vermeidung. Mensch ersetze die „Ackerflächen“ durch „Wäldchen“, dann passt es. Die Zahl umweltbedingter Krankheit, mit denen niedergelassene Ärzte in Zukunft wahrscheinlich immer stärker konfrontiert werden, nimmt bekanntlich zu.

*Unter „ganzheitlich“ verstehe ich hier schlicht die Berücksichtigung übergreifender Zusammenhänge. Ergänzung 19.3.19: Warum sind die übergreifenden Zusammenhänge wichtig? Kleinvieh macht auch Mist, im wahrsten Sinne des Wortes. Viele kleine Beschädigungen der Mikroklimata durch rücksichtslose und verfehlte Stadtplanung summieren sich irgendwann zu einem großen Schaden.