Wer hat 1997 eine „anständige“ Bebauung des Rathausplatzes verhindert?

Am 12.2.19 finde ich zu dem WAZ-Artikel „Michael Hasenkamp will zurück ins Wittener Rathaus“ folgende Einlassung eines p.s.a in den Online-Kommentaren:

„Der Verhinderer einer anständigen Bebauung des Rathausplatzes will also wieder an die Macht. …“

Mich interessiert hier nicht der unterstellte Wille zur Macht, aber: Michael Hasenkamp hätte quasi im Alleingang eine „anständige“ Bebauung des Rathausplatzes verhindert? Wie soll er das angestellt haben? Durch Magie? Als Mitinitiator des damaligen Bürgerbegehrens/Bürgerentscheids (Abstimmung des Bürgerentscheids 22.6.1997) gegen den Rathausanbau* möchte ich dazu feststellen:

Eine Bebauung des Rathausplatzes (Rathausanbau, Riegel an der Hauptstraße, Schultes-Entwurf, nur durch eine Anmietung durch die Stadtverwaltung bei überhöhten Mietpreisen finanzierbar) ist verhindert worden

– durch einen Bürgerentscheid, bei dem die Befürworter des Schultes-Entwurfs kläglich baden gegangen sind, obwohl sie alle Möglichkeiten hatten, die Bürger_innen von der „Anständigkeit“ ihres Projekts zu überzeugen (Beteiligung 40,4% der Wahlberechtigten, Ablehnung 77,05%: 25.182 Stimmen);

– im Vorfeld durch ein Bürgerbegehren mit ca. 16.000 Unterschriften**;

– durch die Arroganz und Selbstgerechtigkeit der Befürworter einschließlich eines selbstherrlichen Bürgermeisters, die nicht bereit waren, Alternativen zum Schultes-Entwurf für ein Bebauungskonzept in die Vorberatungen einzubeziehen.

Wenn mensch nicht einer kindischen Rattenfänger-Theorie (die die „Verführten“ für dämlich und unmündig erklärt) aufsitzen will, haben nicht Michael Hasenkamp den Rathausanbau verhindert, sondern ca. 25.000 Wittener Bürger_innen, die ziemlich genau gewusst haben, was sie taten – vor allem vor dem Hintergrund der langen und öffentlichen Auseinandersetzung um das Projekt – , und mit Sicherheit über genügend Urteilskraft verfügten, um ihr Tun verantworten zu können.

Es war typisch für die damals noch mit absoluter Mehrheit in Witten schaltende SPD, Menschen, die nicht so wollten wie sie, für schlicht unvernünftig und zu „Meckerern und Miesmachern“ zu erklären. Leider haben sich Reste dieser Mentalität immer noch erhalten.

*siehe zu diesem Thema auch meine Beiträge „Wie war es wirklich? …“/8.5.13, „Rückblick: 1997 durch Bürgerentscheid gescheiterter Rathausanbau …“/28.10.13, „Rückblick: Verpasste Chancen“/13.1.15 und „Wer spielt hier mit falschen Karten?„/9.2.16

**Zahl aus Heinrich Schoppmeyer, Witten/Geschichte von Dorf, Stadt und Vororten, zweiter Band, S. 366