Hohenzollernviertel: Statt Streit um Namen besser Infomation

Am 17.3.17 veröffentlichte die WAZ einen Leserbrief von Herrn Ralph Klein, in dem dieser vorträgt, der Name „Hohenzollernviertel“ sei für ihn nicht hinnehmbar:

Leserbrief Ralph Klein: Leserbrief Ralph Klein

Wie mensch auch immer zu den Hohenzollern stehen mag – die Dynastie hat sich in manchen dunklen Phasen deutscher Geschichte nicht gerade mit Ruhm bekleckert -, der folgende Auszug aus dem Buch „Heinrich Schoppmeyer/Witten/Geschichte von Dorf, Stadt und Vororten/Erster Band/Witten 2012“ scheint mir nahe zu legen, dass der Name „Hohenzollernviertel“ die ursprünliche planerische und städtebauliche Konzeption des Viertels, deren bauliche Überbleibsel wir heute attraktiv finden, richtig wiedergibt. H. Schoppmeyer schreibt: „Das 1877 hier eingeweihte, fälschlich als Kriegerdenkmal apostrophierte Siegesdenkmal verdeutlicht hinreichend, dass Witten hier abseits vom alten Dorfkern und in der Nähe zu Bahnhof und Eisenbahn sein bürgerliches Vietel plante.“

Ich halte diese Einschätzung für zutreffend, und es war ein durch und durch reichs- und hohenzollerntreues Bürgertum, das hier tätig wurde (dokumentiert im genannten Buch von H. Schoppmeyer durch den Absturz der Fortschrittspartei und den rasanten Aufstieg der Nationalliberalen in Witten nach 70/71/S. 412/413).

Auszug aus „Witten etc.“: Hohenzollernviertel

Statt über einen Namen die problematischen Aspekte der Gründung des Viertels und Errichtung eines Denkmals wie des „Siegesdenkmals“ (Germania) zu verleugnen, hielte ich es für besser, bei der Erneuerung des Karl-Marx-Platzes (früher: Königsplatz!) und der wünschenswerten städtbaulichen Aufwertung des Viertels auf die problematischen Aspekte, z.B. durch Hinweise auf Informationstafeln, hinzuweisen.

Schließlich ist durch die nach 1945 erfolgte Umbenennung des Königsplatzes in Karl-Marx-Platz schon viel gewonnen worden.

Und weil die „Germania“ eben als Denkmal für den Sieg 1870/71 über Frankreich und die damit verbunden Gründung des Deutschen Reichs errichtet worden ist, möchte ich daran erinnern, dass die deutsche Arbeiterbewegung den Feldzug gegen Frankreich entschieden ablehnte.

Für die deutsche Arbeiterbewegung stand lange Zeit eher eine andere, eng mit dem Feldzug und der Niederlage Frankreichs zusammenhängende Geschichte im Vordergrund: die der Pariser Kommune – und ihre Interpretation durch Karl Marx*, dessen 200. Geburtstag am 5.5.2018 ansteht.

*Das Werk von Karl Marx hat den Titel „Der Bürgerkrieg in Frankreich“ (z.B. in Karl Marx/Friedrich Engels/Ausgewählte Schriften in zwei Bänden/Band 1/Berlin 1968, aber auch als Broschüre Peking 1972). Zur Pariser Kommune immer noch instruktiv: „P.L.Lavrov/Die Pariser Kommune vom 18. März 1871 (das Werk ist erstmalig 1879 erschienen!)/Berlin 1971“.