Bebauung Kornmarkt: Urbane Aufwertung des Ensembles Kornmarkt/Rathausplatz notwendig!

Aktuelle Ergänzung 10.3.18: Jetzt hat sich der ASU am 8.3.18 also doch für den 1. Preisträger entschieden. Schau’n wir mal, wie es weiter geht. Ich konnte leider krankheitsbedingt (schwere Erkältung, ich lag im Bett) an der ASU-Sitzung nicht teilnehmen. Wie in diesem Beitrag schon dargestellt, galt mein Präferenz dem 2. Preisträger. Entsprechend hätte ich mich auch im Ausschuss positioniert. Aber: Krankheit ist Schicksal, und wahrscheinlich hätte mein Beitrag an den Mehrheiten auch nichts geändert.

Übrigens halte ich es immer noch für ausgesprochen eigenartig, dass der Rat mit dieser wichtigen Entscheidung nicht abschließend befasst worden ist. Siehe dazu auch mein Beitrag „Kornmarktbebauung: Von einem Extrem ins andere“/4.3.18.

Grundsätzlich: Worum geht es? Es geht aus meiner Sicht nicht nur um einen aus finanziellen Gründen (Gegenfinanzierung des neuen zentralen Busbahnhofs am Hauptbahnhof) notwendigen Verkauf städtischer Grundstücke, und es geht auch nicht darum, einfach nur zusätzliche Wohnungen in die Innenstadt zu holen („Wohnen im Johannisviertel“? Das war der neue Leitgedanke und sollte durch die Möglichkeit von Bistros, Praxen etc. im Erdgeschoss ergänzt werden!). Der Kornmarkt ist vielmehr ein zentrales Areal der Wittener Innenstadt, um das alte Stadtzentrum zu rekonstruieren und attraktivieren.

Diese Rekonstruktion ist eigentlich seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts überfällig (Wiederaufbau der Stadt) und seit der Verlagerung des alten zentralen Busbahnhofs möglich geworden. Nachdem eine architektonisch ungeeignete Lösung in der Vergangenheit glücklicherweise abgewehrt worden ist und anschließende Entwürfe aus wirtschaftlichen und architektonischen Gründen nicht zum Zuge kamen, besteht jetzt die Möglichkeit, eine urbane Aufwertung des Ensembles Kornmarkt/Rathausplatz auf den Weg zu bringen (in der Hoffnung, dass nicht die Situation eintritt „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“). Das Ensemble Kornmarkt/Rathausplatz ist für mich der entscheidende städtebauliche Bezugspunkt, nicht das Johannisviertel.

→ Verwaltungsvorlage: Städtisches Grundstück Kornmarkt, Investorenauswahlverfahren 2018 Vorlage

→ Anlage: Ergebnisse des Investorenauswahlverfahrens Kornmarkt* Ergebnisse_Investorenauswahlverfahren_Kornmarkt

Dem genannten Kriterium scheint mir der 2. Preisträger am ehesten zu entsprechen.

Sowohl die Gruppierung der Baukörper wie die vorgelagerten Arkaden, ja sogar die Staffelgeschosse mit der geplanten Dachbegrünung überzeugen mich. Nach der verunglückten Gestaltung des Rathausplatzes muss es aus meiner Sicht für den Kornmarkt heißen: Nicht Kleckern, sondern klotzen – und da es sich um einen Investorenwettbewerb handelt, gehe ich davon aus, dass sich der Bewerber auch wirtschaftlich etwas bei seinem Entwurf gedacht hat (ad Gatronomie: Die Wittener Innenstadt verfügt aktuell über zu wenig attraktive Gastronomie**).

Die Vorteile in Zahlen gegenüber dem 1. Preisträger: Größere Fläche für Wohnungen, für Gastronomie und für den Platz. Dagegen beschränkt sich der 1. Preisträger auf relativ kleine Wohnungen (Bedarf?) und punktet eigentlich nur durch die auffälligen, gefalteten und asymmetrisch verschobenen Oberflächen***. Ob ein architektonisches Unikat der städtebaulichen Qualität und dem städtebaulichen Umfeld gut tut, wage ich allerdings zu bezweifeln.

*Wenn von einstimmiger Entscheidung der Jury die Rede ist, sollte mensch wissen, wer in der Jury gesessen ha (siehe Anlage)t:

Stimmberechtigte Teilnehmende des Auswahlgremiums:
– Torsten Bölting, Stadtplaner, Geschäftsführung InWis (Sachverständiger für Wirtschaftlichkeit)
– Karl-Dieter Hoeper, Vorsitzender der Standortgemeinschaft Witten-Mitte
– Wolfram Linnemann, Pfarrer, Vertreter der Johanniskirchengemeinde
– Sebastian Paulsberg, Leiter des Planungsamtes
– Prof. Christa Reicher, Büro Reicher Haase, Architektin und Stadtplanerin, TU Dortmund
– Anja Reinken, Leiterin des Amtes für Bodenmanagement und Wirtschaftsförderung
– Stefan Rommelfanger, Stadtbaurat
– Thomas Sebralla, Architekt (Vertreter der Wittener Architektenschaft)

**siehe dazu WAZ 1.3.18 „Onlinehandel gefährdet die City“: „In der City aber spiele der stationäre Handel aktuell noch eine Rolle „Hier muss so etwas wie eine „gute Stube“ geschaffen werden, mit Cafés und Sitzmöglichkeiten“.

***Ich kann mich da ganz dem Leserbriefschreiber Klaus Schneeloch in der WAZ vom 1.3.18 anschließen:

„Kornmarkt-Entwürfe

Ungläubiges Staunen bei der morgendlichen Lektüre meiner Zeitung: Ein Foto zeigt den Entwurf des Gewinnerteams zur Neugestaltung des Kornmarkts und dazu der herrliche Satz „Die Fassaden verfügen über gefaltete, asymmetrisch gefaltet Oberflächen ….“ Die Brille geputzt, Falten aus der Zeitung gezogen, aber der Knick im Gebäude war immer noch da! Nach dem dritten Lesen dämmerte die Erkenntnis: Die meinen das ernst. Passt ja auch zum architektonischen Meisterwerk der Haltestelle Bumerang am Rathaus**** direkt gegenüber. Wegen der Symmetrie. Fehlt nur noch der Umbau des Marienhospitals zur Pyramide.“

****Ergänzung von mir: Wäre der „Rathausanbau“ in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts realisiert worden, hätten die zukünftigen MieterInnen und EigentümeInnen der Wohnungen auf dem Kornmarkt das Vergnügen, auf eine unattraktive Bürohausfassade zu starren. Siehe zu diesem Thema meine Beiträge „Rückblick: 1997 durch Bürgerentscheid gescheiterter Rathausanbau ein Verlust für die Innenstadtentwicklung?„/28.10.18, „Rückblick: Verpasste Chancen„/13.10.15 und „Wer spielt hier mit falschen Karten?„/9.2.16.