„Sozialrevolutionäre“ Fake News
Am 1.5.17 demonstriert der autonome „Historiker“ Ralph Klein „Gegen Kapital und Nation für die soziale Revolution“.
→ Foto WAZ/2.5.17: ‚Antifa-Demonstranten stören Mai-Kundgebung‘
Unser „Historiker“ ist ganz links im Bild zu sehen.
Mensch würde von dem Demonstranten angesichts solcher Aktionen gern erfahren, wo es denn mit der „sozialen Revolution“ hingehen soll – nach einigen historischen Erfahrungen mit Revolutionen, die nach hinten losgegangen sind und/oder sehr unerwünschte Folgen gehabt haben – , also: Welche konkreten Ziele mit dem ja erfahrungsgemäß nicht unerheblichen Aufwand und den nicht unerheblichen sozialen Kosten einer sozialen Revolution denn erreicht werden sollen? „Gegen Kapital und Nation“, aber wofür?
Da dies dem „revolutionären“ Auftritt nicht zu entnehmen ist, scheint bei unserem „Historiker“ das Mittel zum Zweck und zur hohlen Phrase zu mutiert zu sein. Konsequenz: Um sich die Mühen der risikoreichen Praxis (Risiken für sich und vor allem für andere) zu ersparen, macht sich unser „Historiker“ seit einiger Zeit daran, die soziale Revolution bequem in der Vergangenheit durchzuführen, indem er sie „sozialrevolutionär“ hinbiegt.
Jüngste Beispiele:
Beispiel 1: Der vom Zaun gebrochene Namensstreit um den Namen des sog. Hohenzollernviertels (siehe dazu mein Beitrag „‚Historiker‘-Kappes – jetzt auch stadtoffiziell?„/24.1.18).
Beispiel 2: Die Sinnverfälschung der Historie des Namens der ev. Gedächtniskirche.
In einem Beitrag aus: „Unsere Mitte/Gemeinsam gestalten/Interaktive Karte“ schreibt unser „Historiker“:
→ „Herr Klein
Erstellt am 28.12.2017
Auf dem Platz der ehemaligen Gedächtniskirche (die übrigens so hieß, weil sie in erster Linie an die Reformation erinnerte und nicht an die Hohenzollern-Dynastie) sollten Sozialwohnungen gebaut werden. Obwohl der Untergrund vielleicht schwierig sein könnte (Bergschäden, Felsen), dürfte es heutzutage doch möglich sein, eine Tiefgarage unter den Wohnungen zu bauen. Sie könnte auch Parkplätze für die Nachbarschaft bereit halten. Ein kleinerer Teil der Fläche, der zur Beethovenstraße hin liegt, sollte zu einem Quartiersplatz werden, vielleicht mit Kiosk.“
Abgesehen von der Qualität des Bebauungsvorschlags, der gesondert gewürdigt werden müsste (Soll das Viertel auf diesem Weg durch Billigblöcke „proletarisiert“ werden? Ich hoffe nicht, dass die Stadt noch auf einen solchen Sparren kommt*), hier einige Informationen, die die Nähe des Namens „Gedächtniskirche“ zu den Hohenzollern deutlich machen:
→ Aus WAZ Fotorätsel: Die Ruine der Gedächtniskirche war ein beliebter Spielplatz/17.10.2017:
„Zur Ehre Gottes und Preußens erbaut
Die Kirche wurde errichtet zum Gedächtnis der Reformation, des evangelischen Bekenntnisses der Hohenzollern und der wunderbaren großen Geschichte Preußens und Deutschlands, insbesondere der ernsten und erhebenden Tage unter der Regierung Wilhelm I. und Friedrich III. An der Ruine der Gedächtniskirche bin ich täglich auf dem Schulweg vorbeigegangen. Bernhard König“
→ Und hier die Baugeschichte der evangelischen Gedächtniskirche (www.glockengiesser-munte.homepage.t-online…): ev. Gedächtniskirche, Witten
Möge jede/jeder selbst beurteilen, was von der „sozialrevolutionären“ Umgestaltung der Geschichte zu halten ist.
Ich meine: Geschichte läßt sich nicht über Verdrängung und Manipulation bewältigen (weder von „links“ noch von „rechts“), sonst landet mensch bei „Fake News“ über die Vergangenheit. Der Erkenntnis und dem Lernen aus der Vergangenheit hilft das nicht.
*Um nicht missverstanden zu werden: Eine geeignete attraktive Bebauung des Platzes, die seiner Lage als als zentraler städtischer Platz gerecht wird, wäre – nach vielen gescheiterten Versuchen – wünschenswert. Dabei sollte möglichst viel Grün entstehen, das bekanntlich in der Innenstadt fehlt. Vielleicht findet sich ja ein kreativer Architekt und Projektentwickler, der noch einmal einen Versuch wagt. Der jetzige Parkplatz ist als Platzfläche städtebaulich wahrhaft verschenkt. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass ca. 2/3 desw Platzes der ev. Gemeinde gehören und ungefähr 1/3 der Stadt (ein Areal zur Beethovenstraße).