Streichelzoo durch Privatisierung retten?

Am 26.01.17 beriet und entschied der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umweltschutz (ASU) über folgenden Antrag (Prüfauftrag) der GroKo (SPD/CDU):

→ Antrag „Umwandlung des Streichelzoos in eine Erlebnis-Tierwelt auf dem Hohenstein“ Antrag

Die WAZ berichtete am 28.01.17 unter dem Titel „Stadt soll Tier-Erlebniswelt prüfen“.

Ich habe dem Antrag nicht zugestimmt, weil ich die die Argumente der Gegnerinnen/Gegner des Antrags voll und ganz nachvollziehen konnte:

„Ganz anders sah das Grünen-Ratsherr Joris Immenhauser. Bei dem, was bisher bekannt ist, war er gleich über mehrere Fragen und aus seiner Sicht auch Ungereimtheiten „gestolpert“. „Wie ernst meint diese Person das, wenn sie sich nicht selbst direkt an die Stadt wendet?“, fragte er. Die Informationen zu dieser Person seien einfach „zu schwammig“. Wenn der Interessent aber gleich „einen halben Zoo“ mitbringen wolle, wie wolle er diesen dann für ein paar Euro Eintritt betreiben? Das könne sich doch für ihn gar nicht rechnen. Der Grüne ließ kein gutes Haar an der Idee: „Das Ruhrgebiet ist an Zoos völlig übersättigt, wir haben die höchste Tierparkdichte weit und breit – aber kein anderer hat so einen Streichelzoo, wie Witten ihn auf dem Hohenstein hat.“ (Zitat aus dem WAZ-Artikel).

„Ratsfrau Ulla Weiß (Linke) lieferte weitere Gegenargumente. Erstens verkehrliche: Die Straße, die hoch zum Hohenstein führt, sei schon heute für zusätzlichen Betrieb zu schmal, wie die Aktion „Rodel-Bahn“ gezeigt habe. Zweitens grundsätzliche: Es komme doch immer mehr aus der Mode „Tiere in Käfige zu sperren“. Da liefere der Streichezoo mit seiner familiären Atmosphäre doch gerade das Kontrastprogramm – und dabei solle es auch bleiben.“ (Zitat aus dem WAZ-Artikel).

Darüber hinaus möchte ich anmerken, dass mit einer Schließung des Streichelzoos keine Personalkosten gespart würden.

In der Wittener Verwaltung werden Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter nicht entlassen, es sei denn, sie hätten goldenen Löffel geklaut. Damit wird der Spareffekt einer Schließung des Streichelzoos vollkommen obsolet. Was würde denn nach Abzug der Personalkosten von den in der „Liste der Grausamkeiten“ des Kämmerers angesetzten 80.000 € an Einsparungen noch übrig bleiben? (Aktualisierung 14.2.17: Transparenter werden die Gesamtkosten durch die Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Piraten „Streichelzoo; Anfrage der Fraktion Piraten vom 02.02.2017″ Streichelzoo: Danach belaufen sich die Bruttopersonalkosten incl. Gemeinkostenzuschlägen auf ca. 81.300 €, die Kosten der Entsorgung und sonstige Betriebskosten auf ca. 19.100 €. Da wie gesagt keine städtische Mitarbeiterin/kein städtischer Mitarbeiter entlassen wird – die müssten bei Schließung des Streichelzoos an anderer Stelle der Verwaltung untergebracht werden -, dürfte sich der Einspareffekt auf sage und schreibe ca. 19.100 € beschränken.)
Weiterhin sei angemerkt, dass die Bearbeitung des Antrags (Prüfauftrag) durch die Verwaltung nicht unerhebliche Personalkosten verursachen dürfte.

Fazit: Der GroKo-Antrag ist wieder einmal ein Dokument eines fehlgeleiteten Sparfanatismus ohne echten Konsolidierungseffekt. Der Wittener Haushalt würde mit einer Schließung des Streichelzoos mit Sicherheit nicht gerettet, und der Streichelzoo nicht durch eine fragwürdige Privatisierung , sondern schlicht dadurch, dass seine Schließung politisch nicht beschlossen wird.

Hinweis zum Schluss: Dem Antrag der GroKo haben nicht nur die Vertreter der SPD und CDU zugestimmt, sondern auch die der Solidarität für Witten und der FDP.