Verhandlungen im Ukraine-Krieg: Deutschland der richtige Adressat?

In Deutschland gibt es glücklicherweise mittlerweile ein nicht unerhebliche Anzahl von Menschen, die die Bundesregierung dazu auffordern, sich verstärkt für Verhandlungen einzusetzen, statt zunehmend Waffen zu liefern. Den „Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz“ der EMMA-Redaktion* haben z.B. nach neuestem Stand ca. 400.000 Menschen unterschrieben. Doch auf viel Gegenliebe trifft diese Aufforderung nicht, denn die Chickenhawks** schießen Deutschland wie Pilze aus dem Boden.

Neueste Beispiele: Die Parteitagsforderung nach mehr Waffenlieferungen der mittlerweile fanatisch bellizistischen Grüne und die Forderung des bellizistischen katholischen Ruhr- und Militärbischofs Franz-Josef Overbeck nach einem harten militärischen Vorgehen gegenüber Russland aus Gründen der Gerechtigkeit***. Die Rechtsauffassung dieses Berufschristen scheint sich auf dem Niveau des Alten Testaments – Auge um Auge, Zahn um Zahn – zu bewegen. Der Mann hätte wahrscheinlich auch den Vietnamkrieg aus Gerechtigkeitsgründen (damals gegen die bösen atheistischen Kommunisten) abgesegnet.

Ich frage mich allerdings sowohl bezüglich der Forderung nach Verhandlungen wie auch der nach mehr Waffenlieferungen, ob Deutschland der entscheidende Adressat beim Umgang mit dem Stellvertreterkrieg in der Ukraine ist. Wer dort wirklich dominierend am Ball ist, zeigt allein der Blick auf die Quantität der Waffenlieferungen: https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/welche-laender-unterstuetzen-die-ukraine-weiterhin/. Es sind – nicht überraschend – die USA, die sich am stärksten mit Waffenlieferungen in die Ukraine engagieren. Und nicht nur mit Waffenlieferungen: Bekanntlich finden die ukrainischen Militäroperationen in engster Abstimmung mit amerikanischen Beratern statt. (Fortsetzung folgt)

*Siehe zum „Offenen Brief …“ mein Beitrag „Eine aktuelle und richtige Intervention: Mahnung zur Besonnenheit: Offener Brief“/5.5.22

**Siehe zu „Chickenhawks“: „Einmarsch Russlands in die Ukraine: Ist die Sicherheit Europas und der BRD in Gefahr?“/Anmerkung*/25.2.22.

***Siehe WAZ 20.10.22: „Das Recht muss siegen“: https://www.waz.de/video/bischof-overbeck-hofft-auf-einen-gerechten-frieden-id236708937.html.