Neue/r Stadtbaurätin/Stadtbaurat – Superheroine/hero?

Um deutlich zu machen, vor welchen internen Herausforderungen – neben der Stadtentwicklung und der Bewältigung durchaus aufwändiger Projekte wie z.B. Kornmarkt, Heven-Ost und Pferdebachstraße – eine Stadtbaurätin/ein Stadtbaurat in Witten auch steht, möchte ich eine Anekdote kolportieren, die in der Verwaltung in Umlauf war. Der frisch gewählte Stadtbaurat Dr. Bradtke hatte sich eine flüchtigen Überblick über sein Dezernat verschafft und besuchte einen alteingesessenen Amtsleiter mit der hintersinnigen Frage, wie lange dieser denn noch machen wolle. Der Amtsleiter hatte die Frage gut verstanden und soll geantwortet haben, er habe schon viele Stadtbauräte kommen und gehen sehen.

Die Anekdote soll deutlich machen, dass eine Stadtbaurätin/ein Stadtbaurat noch so hervorragenden Qualifikationen und „Führungseigenschaften“ – was das auch immer sein mag – besitzen kann, sie/er wird auf ihren/seinen Dezernatsunterbau angewiesen sein, nämlich langjährige, unkündbare, teilweise rentenorietierte, auf ihren jeweiligen Arbeitsstil fixierte (möglichst „easy going“) und durchaus bei selbst diagnostiziertem Stress widerstandsfähige (sei es selbst durch „Krankheit“ oder auch Frechheit – s.o.) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ausnahmen, was den Arbeitsstil anbetrifft, soll es geben.*

Die neue Stadtbaurätin/der neue Stadtbaurat wird es also – jenseits der öffentlichen Bühne gegenüber dem Rat/der Politik und den Bürgerinnen und Bürgern – ganz wesentlich vor der Aufgabe stehen, die Arbeit ihres/seines Dezernats in den Griff zu bekommen und effizienter zu gestalten.

Angesichts der sich verschärfenden Finanzkrise der Stadt und den damit verbundenen immer geringer werdenden finanziellen Kompensationsmöglichkeiten für konzeptive und organisatorische Mängel dürfte das nicht einfach werden. Deshalb braucht die/der Neue gerade in dieser Hinsicht politische Unterstützung. Parteiconnection sollte da keine Rolle spielen.

*Ein Insider schätzte die Motivationslage der Stadtverwaltung (Gesamtverwaltung) vor einiger Zeit so ein: ca. 1/3 innere Kündigung, 1/3 schwankend, 1/3 motiviert. Ob das so stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht gibt es mehr mit innerer Kündigung, oder mehr Motivierte. Wahrscheinlich ist die Tendenz aber einigermaßen getroffen. Interessant wäre zu wissen, wie sich die Anteile auf die Verwaltungssegmente aufteilen.

Erinnern möchte ich daran, dass die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) 2010 festgestellt hat, dass Witten sich eine der im Städtevergleich teuersten und personalintensivsten Verwaltungen leistet (siehe dazu mein Beitrag „Stärkungspakt – Teufelswerk?„/28.10.13). Auch hier wäre interessant zu wissen, wo sich die „Fettpolster“ befinden.

2016 wird die GPA wieder im Hause sein. Vielleicht erfahren wir dann, ob sich am Spitzenwert Wittens im negativen Städteranking etwas geändert hat. Ich vermute – trotz Stellenabbau, aber bei nach wie vor aus den verschiedensten Gründen (Tarifabschlüsse, Beförderungen) steigenden Personalkosten – eher nicht.