Kein journalistisches Ruhmesblatt!

Und wieder ist es passiert: Am 10. 11. 21 veröffentlicht die WAZ-Online einen Artikel „Bekommt Toco aus Witten doch noch seinen Baum?“. Autorin: Susanne Schild. In diesem Artikel, den ich im übrigen nicht weiter bewerten will, wird mein Frau mit drei Äußerungen zitiert. Es wird der Eindruck erweckt, als habe sie die zitierten Statements, vielleicht im Rahmen eines Telefonats mit Frau Schild, so geäußert. Hat sie aber nicht, denn Frau Schild hat diese Äußerungen einem Leserbrief meiner Frau entnommen und für ihren Artikel aus dem Zusammenhang gerissen verwurstet. Hier der Leserbrief:

„Leserbrief (mit der Bitte um Abdruck)

Zu WAZ-Artikel „Baumwunsch bleibt unerfüllt“ (8.11.2021)

Der kleine Toco Reimer träumt von einem Baum, aber die Politik verschläft die Zukunft: Glasgow hin oder her – in Witten wird beim Klimaschutz auf die Bremse getreten.

Der HFA lehnt eine Anregung zur Begrünung der Konrad-Adenauer-Straße: Baum, Bäume oder Ranken – im übrigen einer ganzen Liste von Anwohnern einschließlich meiner Person – auf Grund des Hinweises der Verwaltung auf technische Umsetzungsschwierigkeiten und den geplanten Verkauf der Alten Feuerwache mit anschließender, erstmal nur ausphantasierter Neunutzung ab.

Ich bin kein Prophet, aber ich denke mir, dass die vorgeschobenen technischen Schwierigkeiten zumindest in Teilen der Straße überwindbar sind, und wir, ähnlich wie beim Kornmarkt, wo wir – trotz Toplage – seit mindestens 10 Jahren keinen Investor finden, noch lange auf eine Neunutzung werden warten müssen, während die Klimabelastung der Stadt sich absehbar verschärft!

Das Konzept für die Feuerwache – auch schon vor 4 – 5 Jahren vorgestellt – war im übrigen so „weiträumig“ , dass es gleich meine Werkstatt an der Konrad.-Adenauer-Straße fröhlich in die Planung mit einbezog.

Wie auch immer: Offenbar haben sich die meisten Fraktionen selbst gegen einen einzigen von Toco gewünschten jetzt zu pflanzenden Baum ausgesprochen, weil der in ungewisser Zukunft in ein Konzept eingebunden werden müsste. Welch eine Starrheit und Unterwürfigkeit gegenüber der Verwaltung! Dabei wären wir Anwohner jetzt bereit, diesen Baum – und möglicherweise eine weitere Begrünung im hinteren Bereich der Straße – selbst zu bezahlen.

Dass nach mir vorliegenden Informationen die Wittener SPD und Grünen, die doch grade in Berlin eine Zeitenwende in Richtung Klimaschutz einleiten wollen, im Rat gegen die Anregung gestimmt haben, verwundert schon. Deshalb bleibt eigentlich nur ein schlechter Geschmack ob soviel Inkonsequenz.

Ina Riepe

Werkstatt

Konrad-Adenauer-Straße 21

10.11.21“

Bei diesem Verwursten von Leserbriefen handelt es sich um eine Unsitte der Wittener WAZ, die in anderen Städten so nicht vorkommt. Dort ist es üblich – und fair – Leserbriefe (bei Problemen möglicherweise nach Rücksprache) auch im Original abzudrucken. Warum fair? Weil sich die Leserbriefautorin oder der -autor etwas. bei Abfassung gedacht, eine Position mitteilen will und diese nicht der freien und verzerrenden Interpretation einer Journalistin überlassen will.

Für mich ist dieses leider häufiger zu verzeichnende Verwursten schlicht schlechter Journalismus und kein Ruhmesblatt für die örtliche WAZ.

Abschließend: Es ging bei der Anregung ersichtlich nicht um einen (1) Baum, sondern um eine Begrünung, Verbesserung des Mikroklimas und der Wohn- und Aufenthaltsqualität in der Konrad-Adenauer-Straße (Anregung nch § 24 GO NRW Begrünung der Konrad-Adenauer-Straße). Der Hinweis des Kämmerers auf die „im Vergleich zu anderen Städten vielen Straßenbäume“ an anderer Stelle ist da gänzlich neben der Sache. Darüber hinaus kann es angesichts der sich verschärfenden Klimakrise – unabhängig von einem Städtevergleich – gar nicht genug Straßenbäume geben.