Kanzlerkandidat Laschet: Selbst in die Kandidatur hinein gequetscht
Ergänzung 27.04.21/28.04.21: Und es geht weiter mit den Umfrage-Tiefs: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/umfrage-gruene-ueberholen-union-in-sonntagsfrage-a-26c35086-cb50-4b6c-b3b5-dbc736c432f2, auch: https://dawum.de/Bundestag/Emnid/und https://www.waz.de/politik/bundestagswahl-2021-aktuelle-umfrage-sonntagsfrage-id232083953.html.und: https://www.welt.de/politik/deutschland/article230764953/Gruene-in-neuer-Umfrage-einen-Prozentpunkt-vor-der-Union.html.“Sie redet, ich handle“: Einen dusseligeren Spruch in der gegenwärtigen Situation von Herrn Laschet kann mensch sich doch kaum vorstellen!
Ergänzung 22.04.21: Ein aus meiner Sicht die Lage gut treffender Beitrag: https://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Die-CDU-ist-von-allen-guten-Geistern-verlassen-article22504699.html
Was Herrn Laschet antreibt, ist mir schlicht ein Rätsel. Jetzt hat er sich also über die erzwungenen Entscheidung eines überschaubaren Parteispitzengremiums in eine Kanzlerkandidatur hinein gequetscht und eine große Verantwortung nicht nur für das Schicksal seiner eigenen Person, sondern auch seiner Partei auf sich geladen. Ein nachhaltiger Erfolg?
Dokumentiert über Umfragen* ist, dass er ein ziemlich unbeliebter Politiker ist – sowohl in NRW wie bundesweit. Dokumentiert ist weiterhin, dass sich die CDU in einem Umfragetief befindet, bei dem aus meiner Sicht noch nicht abzusehen ist, ob die 21% (siehe dazu FAZ: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gruene-nach-kanzlerkandidaten-wahl-in-forsa-umfrage-auf-platz-eins-17303893.html) schon das Ende sind – und der Rückgang der CDU bei den Umfragen ist keine Momentaufnahme, sondern verfestigt sich als Tendenz seit einiger Zeit**. Dieser Rückgang – auch das belegen Umfragen – hat nichts mit der scharfen Auseinandersetzung bei der Kandidatenkür zu tun, sondern im Wesentlichen mit zwei Faktoren:
1. Bei der seit langem sich abzeichnenden Auflösung der Verankerung von Parteien in festen gesellschaftlichen Milieus spielt die pesönliche Ausstrahlungskraft von Kandidat_innen eine immer entscheidendere Rolle, und in Bezug auf diesen Faktor schneidet Herr Laschet bekanntlich schlecht ab (Herr Söder wäre da sicher die bessere Lösung gewesen). Dass der Kandidat Laschet diese Problematik schlicht nicht begriffen hat, zeigen Äusserungen, er wolle die „Lager“ versöhnen. Bei den anstehenden Wahlen wird nicht die „Versöhnung“ von CDU/CSU-Lagern und deren sog. „Geschlossenheit“ entscheiden, sondern die Akzeptanz der Kandidat_innen bei den zunehmend politisch volatilen*** und auf ihr eigenes Urteil vertrauenden Wähler_innen.
2. Immer weniger Bürger_innen (die ja auch Wähler_innen sind) goutieren die Binnenorientierung von Parteien bei den personellen Auswahlverfahren. Wir leben glücklicherweise in einem politischen System, in dem nicht Parteiklüngel, sondern die Wähler_innen das letzte Wort haben.
Ich prognostiziere, dass Herr Laschet und die CDU in den nächsten Monaten den schlechten und sich möglicherweise noch verschlechternden Umfrageergebnissen hinterher laufen wird – von schlechten Ergebnissen bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt am 6. Juni ganz zu schweigen. Und was dann? Feste „Glauben“, wie die CDU-Basis in Witten (WAZ Witten 21.4.21), und dann Heulen und Zähneklappern – und ein Ende als kleiner Koalitionsparter der Grünen wie in Baden-Württemberg? Warum nicht****?
*Klar geben Umfragen nur ein Stimmungsbild, aber ein sich verfestigendes Stimmungsbild (+/- 4) ist schon ziemlich aussagekräftig und sollte eigentlich zum Lernen provozieren.
**Worauf das hinauslaufen kann, zeigt die SPD. Diese Partei hat es mittlerweile geschafft, seit dem Schulz-Umfrage-Hype zu Beginn des letzten Bundestagswahlkampfs (2017: In den Umfragen schnellen die SPD-Werte hoch, von 20 Prozent auf mehr als 30 Prozent, bei den Wahlen dann 20,5%) sich bei Umfragen auf neuestens 13% (siehe FAZ oben) zusammen zu schrumpfen – mit einem Kandidaten, der nach eigenen Aussagen stur immer noch an seine Kanzlerschaft glaubt.
***volatil = beweglich, flatterhaft, labil, schwankend, unbeständig, unstet, unstetig, wankelmütig, wechselhaft
****Aber nach 16 Jahren CDU-Bundeskanzler_innenschaft dann ein doch wohl bitteres Ende.