Galeria Kaufhof: Frequenzbringer? Frequenzbringer!/Aktualisierung/Ergänzung
Ergänzung 5.7.20: Was in dem WAZ-Artikel vom 4.7.20 „Kaufhof-Betriebsrat gibt noch nicht auf“ nicht erwähnt wird, der Spiegel allerdings berichtet (s. u. Link): „Der Konzern rechnet durch die Pandemie und den durch sie ausgelösten Konjunkturabschwung bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,4 Milliarden Euro (Fettung von mir).“ Eine solche Umsatzeinbuße – ich unterstelle die Richtigkeit der Angabe – muss wirtschaftlich erst einmal verkraftet werden.
Aktualisierung 3.7.20: Heute berichtet der Spiegel, dass nach Verhandlungen 6 Standorte von Galeria Kaufhof und 750 Arbeitsplätze gerettet werden können. Hier der Link zum Bericht: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/galeria-karstadt-kaufhof-zugestaendnisse-der-vermieter-retten-750-arbeitsplaetze-a-6c24eb1f-ac0e-4a2f-85b2-b3fd7ce45116
Witten gehört leider nicht dazu. Dann wird es also nichts mit einem Erhalt des Standorts durch Neuinvestitionen und Attraktivierung durch Galeria Kaufhof. Bleibt die zweite, schwierigere Möglichkeit, auf die ich schon als die wahrscheinlichere in meinem Post hingewiesen habe: Neuanfang ohne Galeria Kaufhof mit einer neuen Nutzung. Eine Bewährungsprobe für jede/n Bürgermeisterin/Bürgermeister und den Stadtbaurat.
Am 25.6.20 berichtet die WAZ-Online („Kaufhof: Stadt Witten gibt die Hoffnung noch nicht ganz auf“) angesichts der angekündigten Schließung über Überlegungen der Stadt, wie mit der Situation umzugehen sei.
Natürlich wäre es ein Schaden für die Wittener Innenstadt, wenn durch die Schließung von Galeria Kaufhof an einer zentralen Stelle der Wittener Innenstadt ein Leerstand entstehen würde. In der ursprünglichen Konzeption der Bahnhofstraße war das Kaufhaus als Magnet (Frequenzbringer) gesetzt (siehe dazu mein Beiträge „Defensivaktionen helfen wenig gegen selbst verursachtes Trading Down*“/8.5.13, ergänzend auch „Untere Bahnhofstraße wie weiter?/11.7.16). Deshalb sind die Bemühungen, einen Leerstand zu verhindern, zu begrüßen.
Nur: In welche Richtung sollen die Bemühungen gehen? Das jetzt geschlossene Kaufhaus dümpelte schon seit langem vor sich hin. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt noch ein Frequenzbringer war. Wie die WAZ schreibt, habe Galeria Kaufhof in den letzten Jahren „keinen Cent“ mehr in die Wittener Filiale investiert. So eine Investitionsverweigerung führt selbstverständlich zu abnehmender Attraktivität, Wirtschaftlichkeit und schrumpfender Frequenz.
Das heißt für mich: Bei einem einfachen Weiter-So mit bloßer Verhinderung des Leerstands wären die Probleme mit der Attraktivität und Frequenz nicht gelöst. Bleiben zwei Möglichkeiten:
Entweder Galeria Kaufhof bleibt, dann aber zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit mit einer Neukonzeptionierung und neuen Investitionen. Für wahrscheinlich halte ich diese Variante angesichts des bisherigen Procederes der Eigentümer nicht.
Oder es kommt zu einem Neuanfang ohne Galeria Kaufhof mit einer neuen Nutzung. Aus dem WAZ-Artikel geht hervor, dass sich die Stadt einen Mix aus einem fachmarktorientierten Einkaufscenter mit „Food-Court“ ((Lebensmittel + Gastronomie), Dienstleistungen und Wohnungen vorstellen könne. Das hört sich vernünftig an. Mich würde allerdings ein bisschen mehr Konkretisierung und ein Referenzobjekt interessieren. Und: Ein wesentliches Kriterium für einen Neuanfang müsste die Steigerung der Frequenz sein – auch im Interesse des Umfelds und der gesamten City.