Corona: Sorgen und Sorgen 2

Diese berechtigten Sorgen macht sich der Ministerpräsident von Baden-Würtemberg Winfried Kretschmann:

„Berlin (dpa) – Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann erwartet für die Zeit nach der Corona-Krise harte Verteilungskämpfe.

„Machen wir uns nichts vor: Das wird eine harte Debatte geben, wer die Kosten für die Rettungspakte trägt“, sagte der Grünen-Politiker der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Letztlich werde die gesamte Bevölkerung dafür bezahlen: „Die meisten Menschen werden nach der Corona-Krise erstmal ärmer sein.“ Baden-Württemberg zum Beispiel spanne für fünf Milliarden Euro einen Schutzschirm, der Betrag sei binnen zehn Jahren zu tilgen. „Das heißt: Eine halbe Milliarde im Jahr muss im Haushalt anderswo eingespart werden. Das Geld fällt ja nicht vom Himmel.“ © dpa“

Derart berechtigte Sorgen sind auch kurz- und vor allem mittelfristig in Bezug auf den NRW-Landeshaushalt und den Wittener städtischen Haushalt angebracht. In NRW beläuft sich der Rettungsschirm des Landes – Schutzschild genannt – auf einen Nachtragshaushalt 25 Mrd. (+ Bürgschaften 8,5 Mrd.). Zum städtischen Haushalt siehe mein Beitrag „Corona: Städtischer Haushalt – keine schönen Aussichten!“/7.4.20. Wie Herr Kretschmann richtig feststellt: „Das Geld fällt ja nicht vom Himmel“.

Und diese Sorgen macht sich Herr Harald Kahl, Ratsmitglied und 1. Vorsitzender des bürgerforums Witten (Quelle: facebook-Auftritt des bürgerforums/6.4.20):

„❗Harald Kahl sieht Krise (gemeint ist wohl die Corona-Krise/K.R.) für die Kultur als zweischneidig❗

„Zwar gibt es Künstler wie mich und andere Kulturschaffende, die eh als Individualisten quasi ,aus sich heraus‘ arbeiten, Komponisten, Literaten, Solisten und andere. Diese empfinden dieses ,auf sich selbst zurück geworfen Sein‘, die Verlangsamung und dieses Weggehen vom hektischen Konsum sogar als wohltuend.“

„Aber uns fehlen natürlich andererseits das Publikum, die Ausstellungen, die Käufer, die Lesungen, der Austausch usw. Kunst braucht Austausch. Vor allem alle Darstellende Kunst, die vielen kleinen und großen Theater, die Orchester usw. sind auf Veranstaltungen angewiesen. Probe und Aufführung hängen ganz eng zusammen. Und so ist dieses große Unterbinden von Kulturveranstaltungen doch ein Riesenverlust. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, wir sind Kulturwesen. Ich freue mich auf den ersten Ausstellungsbesuch und das erste Konzert nach der Krise.““

Was die Menschen angesichts der Krise so umtreibt! Nach neuester Einlassung auf facebook (14.4.20) geht es dem Mann gut – er und seine Familie seien finanziell abgesichert**, gesund und würden im Wald spazieren gehen – und das Schicksal anderer Menschen bewegt ihn auch. Na prima, auf diese bedeutenden Mitteilungen seiner vorhandenen und nichtvorhandenen Sorgen hat die Welt mit Sicherheit gespannt gewartet.

*Quelle: IG Metall NRW: https://www.igmetall-nrw.de/corona-spezial/der-nrw-rettungsschild/

**Der Künstler Harald Kahl ist im Brotberuf seit 2003 Kunstpädagoge an der Fridtjof-Nansen-Realschule in Kamen (Quelle: Website Harald Kahl). Das Brot, von dem Herr Kahl als Kunstpädagoge wohl nicht allein, aber doch wahrscheinlich ganz wesentlich lebt, entstammt dem Haushalt des Landes NRW. Von akuten wirtschaftlich-existentiellen Sorgen wie bei vielen anderen im Kunst- und Kulturbereich Tätigen kann also aktuell bei ihm keine Rede sein.