Schräge Comedy als Ersatz für Politik?

Am Samstag, 29.8.15, präsentierte sich die Wählergemeinschaft bürgerforum im Rahmen des Bürgermeisterwahlkampfs in der Fußgängerzone mit einer sonderbaren Aktion (WAZ 1.9.15: „Lieblingsfarbe, Lieblingstier – Bürgerforum stellt Kandidaten vor“).

Eine Mitgliederversammlung des bürgerforums hatte sich in ihrer unendlichen Weisheit dafür entschieden, keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. So weit, so gut oder so schlecht.

Da die unendliche Weisheit sich zudem dafür entschieden hatte, keinen der angetretenen Kandidaten explizit zu unterstützen, hat sich die Wählergemeinschaft bürgerforum mit genannter Entscheidung praktisch von der politischen Auseindersetzung der Kandidaten und der diese unterstützenden Formationen verabschiedet.

Dann bleibt aber einer politischen Gruppierung nur noch eine Möglichkeit, in den Wahlkampf einzugreifen: Durch offensive und öffentliche Auseindersetzung mit den politischen Positionen der Kandidaten.

Das scheint für den Vorstand der Wählergemeinschaft zu schwierig gewesen zu sein.

Stattdessen kommt dieser geniale Vorstand auf die Idee, sich politisch überhaupt nicht festzulegen, potentiell alle Kandidaten vorzustellen/zu unterstützen und diese mit einem Wust von wirren und schwammigen Fragen zu belästigen. Wenn es wenigstens zu Wahlprüfsteinen gereicht hätte! Aber selbst dazu fehlten wohl die genauen eigenen politischen Zielvorstellungen.

→ Fragen Fragen-an-die-Bürgermeisterkandidaten

Was soll das also? Als ob die Positionen der Kandidaten nicht schon hinreichend klar wären! Ein Blick auf die Einlassungen in der Presse, die Wahlkampfmaterialien und die jeweiligen homepages hätte genügt.

Ist die Wählergemeinschaft bürgerforum auf der Basis ihres geltenden Programms denn wirklich nicht in der Lage, in Auseinandersetzung mit der bisherigen Tätigkeit und dem politischen Profil der Kandidaten sich eindeutig pro oder contra zu positionieren?

Wenn schon keine eigene Kandidatur, wäre mindestens diese Positionierung die Aufgabe einer politischen Formation, die ernst genommen werden will. Ein „Ich-kann-mich-nicht-entscheiden“-Schmu ist nur peinlich. Da hilft auch kein Aufruf zum „Wählen gehen“: Wen denn? Und ein freundlicher Artikel in der Presse macht dann den Kohl auch nicht mehr fett.

Dabei sein wollen, ohne klare Ergebnisverantwortung zu übernehmen, geht aus meiner Sicht gar nicht.