Getreideanbau am Wittener Kornmarkt: Ein vorgezogener Aprilscherz?
Am 17.1.19 finde ich in der WAZ folgenden Artikel: „Grüne möchten am Wittener Kornmarkt Getreide anpflanzen“: Grüne möchten am Wittener Kornmarkt Getreide anpflanzen.
Hier der Antrag, der dem der Artikel zugrunde liegt: Platzgestaltung_Kornmarkt_41_V16.
Auf so einen Sparren muss mensch erst einmal kommen! Ich bin wohl kein Freund der jetzigen geplanten Bebauung des Kornmarkts und hätte den 2. Preisträger des Wettbewerbs vorgezogen: Die Unikat-Lösung passt aus meiner Sicht nicht zum Umgebungsensemble*. Aber dass es um eine möglichst urbane Gestaltung der restlichen Platzfläche – in Ergänzung zum leider aktuell durch vormalige Fehlplanungen verhunzten Rathausplatz – gehen muss, scheint mir auf der Hand zu liegen.
In diesem Zusammenhang den Sackträgerbrunnen – der gegenwärtig vor der Polizeiwache ein Schattendasein führt – wieder auf dem Kornmarkt zu platzieren, hat eine gewisse Plausibilität. Grundsätzlich muss eine attraktive Platzfläche mit einer hohen Aufenthaltsqualität erreicht werden. Ein Brunnen kann sicherlich dazu beitragen. Deshalb fand ich die Opposition der Wittener Grünen gegen die Verlagerung des Sackträgerbrunnens schon falsch.
Darüber hinaus die eh schon überschaubare Platzrestfläche durch ein Areal für – symbolischen und „erzieherischen“ – Getreideanbau verschenken zu wollen, ist wirklich grenzwertig. Die Stadt sollte doch keine Spielwiese für verquaste Pädagoginnen-Idyllen sein!
Erstens haben’s die Wittener Grünen an anderer Stelle nicht so mit der Landwirtschaft. Sie haben 2008 „begeistert“ durch ihre Zustimmung zum Flächennutzungsplan der geplanten Bebauung (Wohnbebauung) des ganzen Areals zwischen Hollandsiedlung und Kleinherbeder Straße in Heven zugestimmt. Und dieses Areal wird nun wirklich landwirtschaftlich genutzt und ist zudem noch Teil des Regionalen Grünzugs.
Zweitens sähen die fröhlichen Kleinen (WAZ-Foto) bei einer Getreideanpflanzung wohl, wie Getreide wächst und geerntet wird – zumindest in der Wachstums- und Erntephase (Mähdrescher dürften wohl kaum zum Einsatz kommen?) -, aber erführen immer noch nichts über ökologische Probleme des Getreideanbaus (siehe dazu „Unser bedrohtes Gold“: Unser bedrohtes Gold ) und wirtschaftliche Hintergründe wie „Getreidemarkt“ und „Getreidebörse“.
Fazit: Eine typische, undurchdacht aus der Hüfte geschossene „symbolische“ Aktion der Wittener Grünen, die niemanden weiter bringt – wahrscheinlich nicht einmal die Grünen selbst.
Übrigens gibt es in Witten im Gegensatz zu Hattingen für Getreideanbau keinen historischen Bezug: Ein Kornfeld (Hattingen) – Stadtfeldmark „vor dem Heggerthore“ – war kein Kornmarkt. Insofern passt der Sackträgerbrunnen eindeutig besser.
*Siehe zum Kornmarkt meine Beiträge „Bebauung Kornmarkt: Urbane Aufwertung …„/1.3.18 und „Kornmarktbebauung: Von einem Extrem …„/4.3.18.