Schlechter Stil? Schlechter Stil!
Der neu gewählte Bürgermeister Herr Lars König bemängelt, dass es keine offizielle Amtübergabe durch die alte Bürgermeisterin Frau Sonja Leidemann gegeben habe (WAZ-Online 6.11.20: „Bürgermeister von Witten: Eine Amtsübergabe fand nicht statt“ buergermeister-von-witten-eine-amtsuebergabe-fand-nicht-statt). Frau Leidemann reagiert und behauptet, eine Amtsübergabe habe deshalb nicht stattgefunden, weil sie von Herrn König nicht angesprochen worden sei (WAZ-Online 8.11.20: „Leidemann aus Witten: Amtsübergabe wurde nicht angefragt“ leidemann-aus-witten-amtsuebergabe-wurde-nicht-angefragt).
Ja was denn nun? Wer hat da schlechten Stil bewiesen? Sehen wir genauer hin. Die USA unterscheiden nach einer Präsidentenwahl bis zur offiziellen Übernahme des Amts durch einen neuen Präsidenten zwischen „president-elect“ und „president-in-office“. Das heißt: Bis zur Übergabe führt der alte Präsident die Amtsgeschäfte.
So führt auch in Witten eine abgelöste Bürgermeisterin/ein abgelöster Bürgermeister bis zum Ende ihrer Amtsperiode (31.10.20) die Amtsgeschäfte. Herr König hat erst auf der Ratssitzung am 3.11.20 offiziell und öffentlich das Amt des Bürgermeisters übernommen. Er war bis zum 31.10.20 nur „mayor-elect“ und die Bürgermeisterin „mayor-in-office“. Sie hat bis zum 31.10.20 auch durchaus noch Amtsgeschäfte ausgeführt, z.B. zur Ratssitzung am 3.11.20 eingeladen (siehe öffentlich zugängliche Einladung auf der Website der Stadt Witten).
Genau genommen war also das Ende ihrer Amtszeit am 31.10.20 – vor der Ratssitzung am 3.11.20 – eingetreten, die offizielle Übergabe im Rat – die Bürgermeisterin war auch Vorsitzende des Rates – hätte aber meiner Meinung nach noch zu ihren Amtspflichten gehört. Deshalb hätte sie als Noch-Amtsinhaberin vor und während der Ratssitzung eine offizielle Übergabe organisieren müssen. Daran ändert auch nichts, dass Herr König in der Zwischenzeit zwischen seiner Wahl und der Ratssitzung unabhängig von ihr Kontakt zu den Dezernenten und dem Bürgermeisterbüro gesucht hat. Er brauchte schließlich keine Aufpasserin und musste sich ein eigenes Bild machen.
Dass sie ihr Bürgermeister_innen-Amt nicht übergeben hat, war aus meiner Sicht eine Pflichtverletzung, schlechter Stil und schlicht peinlich.