Witten – Universitätsstadt?
Das Verhältnis der Stadt Witten zu „ihrer“ Universität, der Privatuniversität Witten-Herdecke (UWH), ist eigenartig. Auf der einen Seite betitelt eine Lokalzeitung ihren Internetauftritt „Witten. Stadt der Privat-Uni“, auf der anderen können die beiden Königskinder nicht so recht zueinander kommen.
Zumindest ist die Uni bis auf einige Pflänzchen in der Stadt nicht so richtig präsent, und die Stadt möchte sich wohl gern mit dem Namen schmücken, begegnet der Uni kulturell aber mit einer gewissen Scheu. Faktisch stellt sich das Verhältnis gegenwärtig eher als Zweckbündnis (aus Sicht der Uni aktuell z.B.: Subventionierung ZBZ, Masterplan Uni, aus Sicht der Stadt z.B.: Imagegewinn, kulturelles Angebot der Uni) denn als wahrnehmbare enge Freundschaft dar.
Schade, denn die Stadt Witten könnte jenseits der Routineberichterstattung in den Medien eine kulturelle und intellektuelle Auffrischung durch die Uni (ProfessorInnen und StudentInnen) gut vertragen, und die Uni (auch ProfessorInnen und StudentInnen) von den ja nicht unerheblichen Problemen der Stadt viel lernen – und möglicherweise zur Lösung der Probleme beitragen.
Ich habe vor Jahren einen Vorschlag (Projekt) formuliert, wie das Verhältnis Stadt/Universität auf eine stabilere Grundlage gestellt werden kann. Den Vorschlag halte ich immer noch für attraktiv.
→ Link: Brief an das Präsidium der UWH aus dem Jahr 2000 Brief an Präsidium der UWH
→ Link: Projektskizze „Uni meets Stadt/Stadt meets Uni“ aus dem Jahr 2000 Projektskizze
Seit 2000 habe ich mehrere vergebliche Vorstöße unternommen, für eine Umsetzung des Vorschlags Gegenliebe zu finden. Das angeschriebene Präsidiumsmitglied hat mir damals geantwortet, seine Präferenz in Bezug auf das Verhältnis Uni/Stadt sei „loose coupling“ (ein Terminus aus der systemtheoretisch orientierten Soziologie), heißt übersetzt: „lockeres Verhältnis auf Abstand“. Dabei ist es über die Jahre mehr oder weniger geblieben.
Die optimale Lösung ist das aus meiner Sicht nicht. Vielleicht gelingt es ja doch irgendwann, vom Zweckbündnis zu einer (organisierten) Freundschaft zu kommen. Voraussetzung ist der beiderseitige Wille der Partner. Stadt und Uni würde die enge Kooperation sicher gut tun, eben: „Uni meets Stadt/Stadt meets Uni“.