Mit Streetwork gegen Konflikte und Vandalismus?

Am 28.1.2021 berichtet die WAZ-Online unter dem Titel „Witten: Streetworker kümmern sich künftig um Jugendliche“ (Witten_ Streetworker kümmern sich künftig um Jugendliche), dass der Kinder- und Jugendhilfeausschuss auf den Antrag von drei Fraktionen hin zwei neue Stellen für Streetwork beschlossen habe. Hier der Antrag: Antrag Streetworker .

Jetzt also 2 Streetworker (aufsuchende Straßensozialarbeiter)*, um durch bestimmte „Personengruppen“ verursachte „Konflikte und Vandalismus in Witten“ zu reduzieren. Hört sich gut an, aber:

Was ist, wenn die Streetwork „Perspektivlosigkeit, Frustration und soziale Problemlagen“ nicht zum Besseren auflösen kann und die Probleme nicht „nachhaltig angegangen“ werden können? Und was ist, wenn die versuchte Beziehungsarbeit keine von den „entsprechenden Personengruppen“ akzeptierte Angebote und Perspektiven aufzeigen kann? Weiter: Wodurch sind bei den „entsprechenden Personengruppen“ „Perspektivlosigkeit, Frustration und soziale Problemlagen“ im konkreten Fall bedingt? Schließlich kann ja nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, dass Perspektivlosigkeit und Frustration auch durch beziehungsarbeitsresistente illusionäre Vorstellungen und unerfüllbare Wünsche verursacht werden.

Schlussendlich ist auch Streetwork nur ein Versuch, dessen Erfolg nicht garantiert werden kann.

Dann tauchen für mich aber weitere Fragen auf: Wie wird der Erfolg gemessen? Und wenn kein Erfolg eintritt, die „entsprechenden Personengruppen“ also weiterhin für „Konflikte und Vandalismus“ verantwortlich gemacht werden können: Was passiert dann mit den neu eingerichteten Stellen? Sind die dann den städtischen Haushalt dauerhaft belastende unbefristete Stellen, deren Aufgabe ins Leere läuft?

Ernsthaft (um den Ex-Bürgermeisterkandidaten Herrn Borggräfe zu zitieren): Für das Experiment Streetwork kann ich mir nur befristete Stellen vorstellen, weil im Falle eines Scheiterns die Haushaltsmittel auch in anderen Bereichen der Jugendarbeit fruchtbar eingesetzt werden könnten. Das Geld regnet in Witten schließlich nicht wie Manna vom Himmel**.

Last but not least möchte ich die Antragsteller_innen auf eine in der Streetwork-Angelegenheit instruktive Stelle im Musical „Westside-Story“ von Leonard Bernstein hinweisen***, in der eine Jugendgang sich über den „Social Worker“ lustig macht. Grenzen von Sozialarbeit?

*Wenn HFA und Rat in Zukunft entsprechend beschließen.

**Siehe dazu meine Beiträge „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert?„/27.1.21 und „Hausjaltskrise pur: eine instruktive und schonungslose Bilanz des Wittener Kämmerers„/28.12.20.

***Speziell den Tanzfilm von 1961!