Panik und Aktionismus sind schlechte Ratgeber

Der Klimawandel mit seinen schädlichen Auswirkungen auf das menschliche Habitat (anthropozentrische Perspektive, aber die schädlichen Auswirkungen gelten natürlich auf das Habitat anderer Gattungen auch) ist schon gegenwärtig ein ernstes Problem. Die Dämpfung des Wandels – mehr ist ja gegenwärtig kaum noch möglich – und der Schutz vor den Schäden erfordert beträchtliche Anstrengungen, wenn sich die globale Situation* nicht dramatisch verschlechtern soll.

Dazu kann und muss auch unsere Stadt und ihre Bürger_innen eine Beitrag leisten, denn die negativen Auswirkungen des Wandels sind schon jetzt im Alltag spürbar. Insofern ist jede Initiative in Richtung eines wirksamen Klimaschutzes zu begrüßen, egal, ob sie durch die Stadtverwaltung oder die Bürger_innen privat initiiert wird. Voraussetzung aus meiner Sicht ist allerdings, dass die Initiativen gemessen an den Klimaschutzzielen wirksam sind. Weder sind Panik angesagt** noch bloße Fake-Initiativen („Wir tun mal so als ob“). Panik ist nicht zielführend und oberflächlicher Aktionismus*** verschafft den Teilnehmenden vielleicht ein gutes Gefühl, hilft aber nicht.

*Die Betroffenheit durch den Klimawandel ist bekanntlich global sehr unterschiedlich. Im Vergleich zu Asien (z.B. Bangladesch, Pazifik-Inseln) und Afrika (z.B. Trockenheit, Hunger) ist die Bundesrepublik mit ihrer Gefährdung durch z.B. Überflutungen der Küstenregionen, Flussüberschwemmungen, Starkregen und Hitze ja noch vergleichsweise gut dran. Früher hieß es einmal „Global denken, lokal handeln“, heute müsste es heißen: „Global handeln, lokal handeln“. Eben beides, und möglichst gleichzeitig. Darin liegt die Schwierigkeit. Um nur die Schwierigkeit auf lokaler Ebene deutlich zu machen: Wenn ich mir z.B. Wittener Straßen und Parkplätze ansehe (Fahrverhalten, Automodelle), sehe ich wenig Anzeichen für eine Verkehrswende, die doch für einen Klimaschutz dringend nötig ist. Und eine Zeitungsschlagzeile „Nahverkehr droht Verschlechterung“ (WAZ 21.8.19) stimmt auch nicht gerade hoffnungsvoll.

**Deshalb lag Greta Thunberg falsch, als sie in Davos gesagt hat: „Ich will, dass ihr in Panik geratet.“ Zum Problem der Panik siehe auch: Norbert Elias, Engagement und Distanzierung, Frankfurt am Main 1987, darin S. 73: Der Fischer im Mahlstrom.

***Der Panik entspricht dann der aufgeregte Aktionismus. Beispiel: „Fridays for Future“ in Witten. Ca. 400 nahmen an der Erstaktion teil, ca. 40 lautstark an der letzten. Merke: Lautstärke ersetzt keinen Basisschwund, und Wähler_innenstimmen – Stichwort Grüne – ergeben nicht automatisch Durchsetzungsmacht.