Zuversicht reicht nicht

Am 6.3. lese ich in der WAZ „Stadt will Diesel-Fahrverbote verhindern“ folgende Äußerung des Stadtbaurats: „Der Stadtbaurat ist zuversichtlich, dass die Maßnahmen der Luftreinhaltepläne eines Tages greifen werden“. Ich bin irritiert.

Fakt ist doch, dass die Stickoxid-Grenzwerte der Ruhrstraße regelmäßig trotz bisheriger Maßnahmen überschritten werden. Die Überschreitung ist wohl nicht so hoch wie bei anderen Problemstraßen in NRW, aber harmlos ist keine Grenzwertüberschreitung – vor allem nicht, wenn mensch berücksichtigt, dass offizielle Grenzwerte üblicherweise schon Kompromisse sind. Die Überschreitung von Grenzwerten bedeutet auf jeden Fall eine Gesundheitsgefährdung – bei dauerhafte Überschreitung eine dauerhafte Gesundheitsgefährdung.

Was heißt dann „eines Tages greifen werden“? Wann? Am Sankt Nimmerleinstag? Und ist die Stadt Witten bereit, diese Gesundheitsgefährdung ihrer Bürgerinnen und Bürger bis zum Sankt Nimmerleinstag in Kauf zu nehmen? Das hielte ich für fahrlässig. Deshalb wäre es besser, statt in kleinem Maßstab immer weiter wirkungslos herumzubasteln, wirklich durchgreifende Maßnahmen anzugehen. Welche könnten das sein?

Eine Umwandlung der Ruhrstraße in eine echte Fußgängerzone würde ich ausschließen, weil der ÖPNV (Busse), Zulieferverkehr (auch zum Einzelhandel, über die Wiesenstraße zur Stadtgalerie und Post) und Parken weiter zugelassen werden sollte.

Viel erreicht wäre schon, wenn der Durchgangsverkehr unter den genannten Einschräungen aus der Ruhrstraße heraus gehalten würde. Mit diesen Einschränkungen könnte ich mir sogar eine Abbindung schon hinter der Kreuzung Bergerstraße/Husemannstraße (aus Richtung Bommern) und hinter der Kreuzung Bonhoefferstraße/Wideystraße (aus Richtung Marienhospital) vorstellen.

Ich vermute, dass bei der Verwaltung schon Untersuchungen vorliegen, wie intensiv der Durchgangsverkehr ist und wie stark andere Straßen durch dessen Umleitung belastet würden, und ich vermute weiterhin, dass sich diese zusätzliche Belastung in Grenzen halten würde.

Und der Einzelhandel? Der sollte über eine solche Regelung froh sein, weil die Shopping- und Aufenthaltsqualität der Ruhrstraße bedeutend erhöht würde (weniger Lärm, weniger Stau und Gefährdung durch Verkehrsdichte). Wie hieß es noch im AWSF (Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Feuerwehr) vom Wirtschaftsexperten Jörg Lehnerdt: In der City aber spiele der stationäre Handel aktuell noch eine große Rolle. „Hier muss so etwas wie eine ,gute Stube’ geschaffen werden, mit Cafés und Sitzmöglichkeiten.“ (siehe dazu WAZ vom 28.2.18 „Wie der Onlinehandel die Wittener City gefährdet“).

Ich würde mir wünschen, dass die große Lösung ernsthaft und mit Offenlegung aller Argumente und Zahlen diskutiert wird, um von den kleinteiligen, wenig wirksamen und die Gesundheitsgefährdung fortschreibenden Maßnahmen wegzukommen und eine echte Abwägung vornehmen zu knnen. Vielleicht greifen die Maßnahmen dann nicht nur „eines Tages“, sondern zum Wohl der Bügrerinnen und Bürger in einem überschaubaren Zeitraum.