Wohnungsbau am Karl-Marx-Platz?

Die Stadtverwaltung beabsichtigt, auf dem Areal des jetzigen Biergartens von „La Piazza“ (vom Restaurant gepachtet) am Karl-Marx-Platz Wohnungen für Flüchtlinge zu bauen (Eine Entscheidung ist verschoben worden: siehe dazu meine Beiträge „Ein gutes Zeichen?„/4.3.16 und „Augen zu und durch?„/21.2.16). Der Pächter ist schon auf die mögliche Kündigung des Pachtvertrags hingewiesen worden. Ich halte dieses Areal für den Wohnungsbau für denkbar ungeeignet. Dafür spricht aus Sicht der Verwaltung wahrscheinlich vor allem, dass sich das für den Wohnungsbau angedachte Flurstück (wie auch der dahinter liegende Parkplatz) in städtischem Eigentum befindet.

Wenig bekannt sein dürfte, warum sich die Grundstücke in städtischer Hand befinden. Das hat nämlich zu tun mit den vormaligen Plänen des früheren Stadtdirektors Wiederhold aus der ersten Hälfte der 1990er Jahre (nach meiner Erinnerung ca. 1993), der kurz vor seinem Ausscheiden einen sehr ambitionierten Ausbau des Rathauses über die Siedlungsgesellschaft Witten realisieren wollte. Damals angedachte Kosten: ca. 36 Mio. DM. Als Standorte für eine Erweiterung waren vorgesehen: der Rathausplatz (später wurde das Projekt dann unter dem Titel „Wohn-, Büro- und Geschäftshaus“ weiter verfolgt und durch Bürgerentscheid verhindert), der Standort Ecke Ardeystraße/Mannesmannstraße als sog. Technisches Rathaus und das in Rede stehende Areal am Karl-Marx-Platz als sog. Soziales Rathaus.

Für diesen Zweck sind damals die Grundstücke am Karl-Marx-Platz aquiriert worden. Der Traum des Ex-Stadtdirektors ist glücklicherweise nicht umgesetzt worden: Mensch stelle sich nur nach erheblicher Schrumpfung der Verwaltung (1990 noch über 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, jetzt noch ca 1300) vor, was wohl mit den ganzen nicht mehr benötigten Büros hätte passieren sollen.

Seitdem werden die Grundstücke des Areals hauptsächlich als Parkplatz insbesondere für städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zum kleineren Teil – verpachtet – als Biergarten für das benachbarte italienische Restaurant (früher „La Nonna“, jetzt „La Piazza“) genutzt.

Während der Parkplatz eine öde, plane Fläche ist, soll gerade da, wo sich der beliebte Biergarten mit altem Baumbestand befindet, gebaut werden. Was motiviert solche Pläne? Die Gleichgültigkeit einer Stadtverwaltung gegenüber Grün und einer der wenigen attraktiven Gastronomien in Witten? Schon mal über Wirtschaftsförderung – die gehört übrigens zum Dezernat der Bürgermeisterin – in diesem Segment nachgedacht? Und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung möchten gern ihre fahrbaren Untersätze weiterhin privilegiert parken? Deshalb meine Position: Wenn schon eine Bebauung mit Wohnungen unbedingt sein muss, dann doch auf dem jetzigen Parkplatz.