Spätgrüne Gesschichtsfälschung

Am 25.7.13 berichten die RN über die Feier des 30. Geburtstags der Wittener Grünen. In dem Bericht heißt es: „Am 14. Juli 1983 gründeten sich schließlich die Grünen“. Es gehört schon ein gerütteltes Maß an Frechheit und ein lockeres Verhältnis zur Wahrheit dazu, dieses Pseudo-Jubiläum zu feiern, denn am 5.7.13 schrieb ich an den Geschäftsführer der örtlichen Grünen:

„Sehr geehrter Herr Dickerboom,

Sie fragen, was wir von den Wittener Grünen halten? Meine persönliche Antwort darauf als Gründungsmitglied der Wittener Grünen (1980!, ausgetreten Anfang 1999) lässt sich dem Beitrag auf der homepage des bürgerforums (buergerforum-witten.de) „Wie war es wirklich? Einblicke in einige Ereignisse der Geschichte der Wittener Kommunalpolitik“ entnehmen. Aus der Chronologie wird auch deutlich, dass die Veranstaltung „30 Jahre Wittener Grüne“ drei Jahre zu spät kommt. Also ein schlichter Fake.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Riepe

Nun könnte mensch der Meinung sein, dass es jeder/jedem selbst überlassen bleiben soll, welchen Sparren sie/er ausbrütet. Allerdings handelt es sich in diesem Fall nicht um private Sparren, sondern um eine dreiste Geschichtsfälschung. Dreist deshalb, weil immerhin drei Jahre intensive Aufbauarbeit der Wittener Grünen schlicht aus der Parteigeschichte eliminiert werden. Dass es diese Arbeit gegeben hat und der Grüne Ortsverband (OV) nicht 1983, sondern tatsächlich 1980 gegründet worden ist, macht z.B. ein Artikel in einer Zeitung deutlich, die dieser OV im Dezember 1981 herausgegeben hat.

Link: Grüne/Zeitung der Wittener Grünen für Basisdemokratie und eine menschliche Zukunft, Dezember 81, Arikel „Wer sind und was machen die Grünen in Witten?“ Grüner OV vor 1983

Bei den in dem Artikel skizzierten Aktivitäten ist es bis 1983 nicht geblieben. Beispielhaft seien an örtlichen Aktivitäten nur genannt: Weiteres intensives Engagement in der Wittener Friedensbewegung,  Kandidatur zur Bundestagswahl 1993, erfolgreiche Initiative zum Erhalt der Bäume am jetzigen Platz vor der Stadtgalerie (ein großer Baum stand noch bis zur Gestaltung des „City-Bogens“, dann ersetzt durch einen kleinen!): Alles Initiativen des Grünen OV vor seiner angeblichen Gründung am 14. Juli 1983!

Wie konnte es zu dieser Geschichtsfälschung kommen? Die Antwort ist einfach: Die im Artikel zitierte Fraktionsvorsitzende Birgit Legel-Wood, die erst 1987 Mitglied der Partei Die Grünen geworden ist (Ehrung für 25jährige Mitgliedschaft 2012), hat wieder sich und anderen Märchen erzählt. Die vergleichsweise Spätgrüne Birgit Legel-Wood hatte mit der Gründung und den darauf folgenden Aktivitäten nichts zu tun.

Birgit Legel (später Legel-Wood) war ab 1984 Ratsmitglied der Wählergemeinschaft Grün-Offene-Liste (GOL). Zur Verfasstheit der GOL siehe zwei Dokumente in der Anlage.

Link: Grüne: Erklärung der Fraktion 1985 Grüne Erklärung der Fraktion Deppe 1985

Link: Grüne: Personelle Auszehrung 1986 Grüne Personelle Auszehrung 1986

Vor der folgenden Wahl 1989 sind von der ursprünglich siebenköpfigen Fraktion der GOL übrig geblieben: Birgit Legel, Helmut Dannert, Thomas Gebser, Karl Tewes. Beate Schäfer, Ralf Behler und Felix-Diether Deppe – zur CDU-Fraktion  – waren zwischenzeitig abgesprungen. Helmut Dannert und Thomas Gebser sind bei der Wahl 1989 vom damaligen OV nicht wieder aufgestellt worden.

Das angesetzte Jubiläumsdatum resultiert aus schlichter Unkenntnis, denn zu diesem Zeitpunkt ist eine Satzung eines schon längst existierenden OV beschlossen worden. Solche Irrtümer passieren eben Menschen, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen und deshalb bewusst ungenau recherchieren.

Da es sich aus Sicht eines der damals Aktiven wie mir bei dem gefälschten Jubiläum um versuchten Biografieklau handelt, sind diese Märchen leider nicht harmlos, sondern bösartig. Wenn das die gelernte ernst zu nehmende Politik ist, die im RN-Artikel beschworen wird, drückt diese Politik die schlechtesten Aspekte von Politik aus.

Geendet hat das schon einmal im Wahldebakel der Wittener Grünen 1999, von dem sie sich bei den folgenden Wahlen nur zum Teil wieder erholt haben (siehe dazu mein Beitrag „Nichts  ohn´ Ursach – wie die Wittener seit 1994 ihre Selbstverwaltung gewählt haben“/April 2013).

Ob diese Erholung verdient gewesen ist, werde ich bald in einer „Bilanz der Wittener Grünen ab 1999“ dem geneigten Leser zur Beurteilung vorlegen. Mein vorweg genommenes Fazit: Abgesehen vom übrig gebliebenen Parteinamen von Grün keine Spur mehr.

Siehe zu der „Bilanz“ meine Beiträge „Ohne Krücken geht es nicht„/August 2013, „Frage an die Grün-Wählerinnen und -wähler …?„/September 2013, „Und das? War das grüne Politik? …„/September 2013 und  „Und wieder: War das grüne Politik? …„/September 2013